Im Gegensatz zur Wirtschaft kennt der Erfindergeist keine Flaute, schon gar nicht in Österreich: Während das Europäische Patentamt 2011 mit 243.000 angemeldeten Erfindungen ein Plus von drei Prozent verzeichnete, stieg die Zahl der Patente aus Österreich um 6,1 Prozent auf 2347. Damit liegt die Alpenrepublik im Länder-Ranking auf Platz 16. Nummer eins sind mit 59.089 Anmeldungen die USA, hier gab's aber Rückgänge um 2,5 Prozent. Die Zahl deutscher Erfindungen stieg auch nur um 0,5 Prozent auf 33.289. Stark am Aufholen ist China (plus 27 Prozent). Die innovativsten Köpfe wurden am Donnerstag vom Österreichischen Patentamt mit dem "Inventum" ausgezeichnet.

Alphamed prämiert

In Österreich steht der Begriff seit ein paar Wochen nicht mehr für unbedingte Stabilität, das steirische Medizintechnikunternehmen Alphamed aber vertraut weiterhin auf sein "Triple A". Wohl auch deswegen, weil es sich nicht um die Einschätzung einer Rating-Agentur handelt, sondern um eine Produkt-Abkürzung (Alpha Ankle Arthroplasty). Das Produkt hinter der Abkürzung, eine dreiteilige Sprunggelenksprothese, brachte dem Unternehmen aus Laßnitzhöhe am Donnerstag eine Auszeichnung des Österreichischen Patentamtes ein. Die Erfindung, oder genauer gesagt das 2011 erneuerte Patent, wurde als eine der zehn besten im letzten Jahr mit dem "Inventum"-Preis prämiert.

Ariane Zefferer ist Prokuristin bei Alphamed und beschreibt das Innovative an der Prothese, die seit etwas mehr als drei Jahren eingesetzt wird, folgendermaßen: "Die Oberfläche ist mit Titannitrid veredelt und glänzt ein wenig wie Gold. Außerdem setzen wir auf eine neue Implantationstechnik und verzeichnen beim Einbau einen geringen Knochenverlust - zusätzlich bietet die Prothese auch einen Schutz vor Allergien." Michael Fellinger, Unfallchirurg und Erfinder des Produkts, ergänzt: "Mit dieser Prothese können unsere Patienten viele Jahre länger sorgenfrei Sport treiben." Wolfgang Fischer hat das Unternehmen Alphamed 1998 gegründet - mittlerweile beschäftigt er 21 Mitarbeiter und ist österreichweit im Vertrieb von orthopädischen Implantaten tätig - spezialisiert ist man auf die Versorgung von Allergiepatienten. Für Fischer hat die 15-jährige Suche nach einer "ausgereiften Sprunggelenksprothese" ein Ende gefunden.

Stammgast Ingenieurbüro Steiner

Im Patentamt sind Gottfried Steiner und sein Team vom Ingenieurbüro IB Steiner seit Jahren Stammgäste. Außer gestern, da waren sie dort Ehrengäste. Für eine Erfindung, die das Befüllen von Pellets-Lagerräumen enorm erleichtert, wurde Steiner vom Österreichischen Patentamt als einer der zehn besten Erfinder des Jahres mit dem "Inventum"-Preis ausgezeichnet.

Wie kam's zu diesem Patent? "Vor zwei Jahren kam der Chef des Pelletsverbandes mit der Problemstellung zu mir, dass beim Befüllen der Lagerräume zu wenig Luft und zu viel Feuchtigkeit in die Räume kommt. Dieses Problem haben wir mit unserem Befüllstutzen gelöst", so Steiner, der sein Ingenieurbüro seit 1995 in Spielberg betreibt.

23 Leute des Zuschnitts "Daniel Düsentrieb" forschen, erfinden und entwickeln dort, oft im Auftrag eines Kunden und in enger Zusammenarbeit mit den steirischen Universitäten. Mittlerweile hat es Steiner auf die stolze Summe von 20 grundlegenden Patenten gebracht. Und zwar quer über alle Anwendungsbereiche: "Die Branche ist nebensächlich. Kunststoffe werden in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen eingesetzt. Und wir haben eben hohes Know-how in der systematischen Entwicklung von Kunststoffen", so Steiner. Quasi nach dem Motto: Sie wünschen, wir erfinden. So hatte IB Steiner auch in der Entwicklung der Gepäckfach-Verschlüsse und der Fensterreihen für das Riesenflugzeug Airbus A380 die Hände und Hirnzellen im Spiel. Derzeit sind "zwei bis drei Patente" für ein revolutionäres Spritzgussverfahren in der Pipeline. Ja, in einem Innovationsland wie der Steiermark wird's den professionellen Geistesblitz-Geburtshelfern nie fad.