Wiederholung der "Tatort"-Geschichte: Vor acht Sonntagen bibberte nicht nur Schauspieler Joachim Król als Kommissar Frank Steier bei seiner Abschiedsshow vor diesem Mann, sondern auch die Zuseher daheim. Sein Name: Armin Rohde. Sein Gesichtsausdruck: sanft, aber gleichzeitig scharf wie ein Fleischwolf. Sein Spiel: bestialisch gut. Seine Liebesbekundungen: schleimig schmerzvoll. Darin sind sich am Sonntagabend nicht nur Kritiker, sondern auch die Zuseher einig. Die deutsche "Welt" titelt sogar: Macht Rohde endlich zum "Tatort"-Kommissar! Auch, weil er in der "Nachtschicht" im ZDF so herrlich kantig grantelt und ermittelt.

Munition in der Pistole, Feuer im Blick: der grandiose Armin Rohde
Munition in der Pistole, Feuer im Blick: der grandiose Armin Rohde © WDR/Uwe Stratmann

Schlechtes Räuber-Gendarm-Spiel

Als skrupelloser Vater und chronischer Tyrann spielt er im Fall "Dicker als Wasser" irgendwie alle an die Wand - die alten Herren sowieso und die jungen auch gleich mit. Dabei ahnt man es schnell, dass er seine bösen Finger beim Mord an Jazzklub-Besitzer Oliver im Spiel hat. Tarnt das Drehbuch das Verbrechen zunächst noch als Dreiecksgeschichte - Mann liebt Frau, anderer Mann schnappt sie ihm weg: Mord - offenbart sich bald das wahre Ausmaß des gewalttätigen, verbrecherischen Vaters, der seinen Sohn Erik (Ludwig Trepte) manipuliert und dessen Liebe Laura (Alice Dwyer) bekämpft, wo immer es geht.

Der neue Armin-Rohde-Fanklub auf Twitter kommentiert den Parade-Bösewicht so:

Man muss sagen: Großartige Konkurrenz gibt es für Rohde nicht, nicht vonseiten des Drehbuchs, nicht vonseiten der Regie, nicht vonseiten der Darsteller, nicht vonseiten des Musikkonzepts (Warum bitte ertönt bei einem Mordfall vor einem Jazzklub kein einziger Jazzsong?). Und erst recht nicht vonseiten des eigentlich sonst klug agierenden Ermittlerduos Max Ballauf (Klaus Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Die, die zuletzt unnachgiebig Salz in offene Wunden der Gesellschaft streuten und scheinbar jedes Mal einen sozialkritischen Auftrag hatten, verfallen in ein Polizeischüler-Muster, sie klopfen Fragen ab, kauen alles durch und schauen dabei - trotz bedeutungsschwangerer Blicke - ziemlich alt aus. Der neue Assistent Tobias Reisser (Patrick Abozen) kann da mit seinen Oberarm-Muckis auch nichts mehr retten.

Und was ist überhaupt mit Schenk los? Nach privaten Turbulenzen taumelt er weiter durch die Ermittlungsarbeit, lässt sich kleidungstechnisch gehen, von zwei Halbstarken ein Messer an die Kehle halten und von Widersacher Trimborn auf der Nase herumtanzen.

Wolfsbarsch statt Currywurst

So bleibt am Ende mindestens eines: Jede Szene mit Rohde ist eine Wucht. So zärtlich wie Trimborn mit einem Haifischlächeln bei hellichtem Tag im Garten einen Mord androht, hat man das im deutschsprachigen Krimi noch nicht gesehen. Oder: Brilliant auch die Szene bei Rotwein und Wolfsbarsch, als der übermütige Gangster dem Midlife-Crisis taumelnden Kommissar Freddy Schenk (Dietmar Bär) folgende Weisheit serviert: “Die Bösen sterben nie aus. Und dann trinken sie auch noch den besseren Wein.” Dabei trinken Freddy und Max doch eigentlich lieber Kölsch zur Currywurst!

Das Cheers des Abends gebürt Rohde. Und nur deswegen sei der "Tatort"-Koordinationsstelle für die Wiederholung der TV-Geschichte verziehen.