Noriaki Kasai ist einer, der immer lächelt. Zumindest, wenn er in der Öffentlichkeit steht. Daher verzeiht man es ihm auch, dass er es mit dem Englischen nicht so hat und sich das Graben nach Informationen mitunter als beschwerlich darstellt. Obwohl, erst vor zwei Jahren hatte der Mann mit dem gelben Helm mit einem Sager in Bad Mitterndorf die Lacher auf seiner Seite: „Ich liebe Kulm“, strahlte der Japaner mit seinem ansteckenden Grinser. Verständlich, konnte er als damals 41-Jähriger doch als ältester Sieger der Geschichte seinen 17. und bis dato letzten Weltcup-Erfolg feiern.

Medaille in Reichweite

Heute ist Kasai 43 Jahre alt. Und nicht nur, dass der Schanzen-Methusalem nach wie vor den Ritt auf den größten Bakken dieser Welt wagt, der Mann aus dem Land der aufgehenden Sonne landet weiterhin regelmäßig mitten in der Weltspitze. So auch bei der Skiflug-WM am Kulm, wo der Zehnte des Gesamtweltcups nach dem ersten Tag und zwei gesprungenen Durchgängen mit Platz fünf in Lauerstellung auf eine Medaille liegt.

Geschaffen hat sich der „Kamikaze aus Shimokawa“ diese Ausgangsposition im ersten Durchgang, als er erst bei unglaublichen 240,5 Metern aufsetzte und damit einen neuen Schanzenrekord notierte und seinen eigenen Landesrekord egalisierte. Hatte man bei der Landung, wo es Kasai weit nach hinten in die Hocke drückte, noch die Befürchtung, die Knie des Skisprung-Senioren könnten sich verabschieden, so jubelte der Publikumsliebling anschließend vor 11.000 Fans wie ein junges Küken.

Aktiv bis 53?

Besonders beeindruckend: Weil er stark verkühlt ist, hatte Kasai bis auf den Probedurchgang alle Trainingssprünge und den Qualifikationssprung ausgelassen. Dass ihm wenig später Peter Prevc mit 243 Metern die Kulm-Bestmarke wieder wegschnappte, quittierte der Japaner mit einem Lächeln. Typisch Kasai.

Apropos Prevc: Als der 1992 das Licht der Welt erblickte, hatte sich Kasai im Frühjahr desselben Jahres in Harrachov zum Skiflug-Weltmeister gekrönt. Zu diesem Zeitpunkt war der offiziell Angestellte einer Immobilienfirma, der in seiner Heimat absoluten Superstar-Status genießt und sich für die Kinder der Tsunami-Katastrophe von Fukushima engagiert, aber bereits seit knapp vier Jahren im Weltcup unterwegs.
Eigentlich möchte man meinen, dass 28 Jahre im Weltcup langsam aber sicher genug sein sollten. Doch Kasai tickt eben anders: Sollte Sapporo den Zuschlag für die Winterspiele 2026 bekommen, will er dabei sein. Mit 53 Jahren .