In Kitzbühel war er schon knapp dran – mit Platz zwei nach dem ersten Lauf aber war endgültig klar, dass Alexander Choroschilow – „Sascha“, wie er sich selbst vorstellt – reif ist für den ersten Sieg eines Russen im Weltcup. „Aber so weit denke ich nicht. Mein Ziel ist es, zwei schnelle Läufe ins Ziel zu bringen“, gibt er sich bescheiden. Den Zusatz, dass „schnell“ eben irgendwann auch „schneller als alle anderen“ bedeutet, den liefert sein Trainer Jani Hladnik. Der Slowene ist seit fünf Jahren an der Seite des Russen. „Es hat einige Zeit gedauert, bis wir uns aneinander gewöhnt haben. Aber jetzt funktioniert alles, das Team ist gut, wir verstehen uns sehr gut – jeder Einzelne im Team passt“, sagt Hladnik. Choroschilow ruft dazwischen: „Nur meine Scherze versteht er nicht immer.“

Vertrauen

Eines der wichtigsten Dinge ist, dass Choroschilow unter Weltcupbedingungen trainieren kann. Damit er Vertrauen in seine Technik hat. Das holt er sich in der Steiermark, auf der Reiteralm. Dort trainiert er oft neben Marcel Hirscher, auf eisigen Pisten. „Marcel und Mike Pircher sind auch ein kleines Team, deshalb arbeiten wir oft zusammen“, sagt Hladnik.

Organisiert wird das alles von Wolfgang Mitter, der als Berater des russischen Skiverbandes werkt, nachdem er auch bei Olympia in Sotschi tätig war. Bei Familie Mitter wohnt Choroschilow auch zwischen den Rennen. Nach Hause kommt der Hobby-Musiker („Ich spiele Ukulele“), Maler und Schachspieler selten, mit Frau Maria und der erst acht Monate alten Tochter Anna wird per Skype kommuniziert. Vor der WM in Vail/Beaver Creek gibt es einen Heimaturlaub nahe Moskau. Nach der WM „hat Jani erlaubt, dass Maria mit nach Kranjska Gora darf“, sagt Choroschilow. „Weil die Saison bisher so gut war“, ergänzt Hladnik nickend.

Und das war sie tatsächlich: In allen sieben Rennen kurvte der 30-Jährige in die Top Zehn. Er ist das Zugpferd des russischen Skisports. Er soll für den ersten Weltcupsieg eines Russen sorgen. Vielleicht schon in Schladming, nahe der zweiten Heimat. Was er dazu sagt: „So denke ich nicht – ich will einfach nur zwei schnelle Läufe fahren.“

MICHAEL SCHUEN