Eine Woche nach dem Speed-Olympiatest in Südkorea kehrt der alpine Ski-Weltcup nach zehn Jahren mit Herrenrennen nach Japan zurück. In Naeba stehen mit Riesentorlauf und Slalom zwei Technikbewerbe an. Damit geht auch das Duell zwischen Marcel Hirscher und seinen norwegischen Verfolgern weiter. Der Österreicher freut sich aber vor allem darauf, endlich wieder Riesentorlauf fahren zu können.

Sie haben noch immer eine heisere Stimme. Wie geht es Ihnen gesundheitlich?
Marcel Hirscher: "Es ist besser. Aber es dauert doch, so eine Verkühlung ganz aus dem Körper zu bringen. Die ganzen Reisestrapazen leisten dazu auch keinen positiven Beitrag."

Sie sind im Riesentorlauf in dieser Saison absolut top gewesen, nach den Absagen im Jänner fand der letzte Bewerb aber vor zwei Monaten noch im Dezember 2015 in Alta Badia statt. Kann man die Form in dieser Disziplin trotzdem bewahren bzw. so schnell wieder aufbauen, dass man gleich wieder auf Top-Niveau fährt?
Hirscher: "Ich hatte seit Alta Badia drei Riesentorlauf-Trainings. Den Rest kann ich nicht beantworten, das wird wohl die Zeitnehmung am Samstag für mich erledigen."

Wie stark rechnen Sie mit Henrik Kristoffersen (134 Punkte hinten, Anm.) nun auch im Riesentorlauf bzw. glauben Sie, dass der Norweger später in Hinterstoder auch Super-G fährt? Wird Kristoffersen oder Kjetil Jansrud nun der größere Gegner im Gesamtweltcup?
Hirscher: "Wenn ich das alles wüsste, wäre vieles einfacher. Ist es aber nicht. Im Endeffekt sind das alles Zahlenspiel-Spekulationen. In erster Linie heißt es gesund bleiben und konstant Leistungen erbringen. Daher mein Motto: Nicht Rechnen, sondern Skifahren."

Wie speziell sind nach Korea nun der Schnee und die Umstände insgesamt in Japan? Muss man da "anders" fahren oder das Material anders abstimmen?
Hirscher: "In beiden Ländern ist der Unterschied zu Österreich marginal. In Korea war der Schnee nicht besonders anders als bei uns, bei gleichen Bedingungen. Hier in Japan hatten wir zuletzt Neuschnee. Wie dadurch die Rennen aussehen, wird man sehen. Mein Servicemann wird auf alle Fälle versuchen, eine perfekte Abstimmung zu gewährleisten. Der ganze Rest liegt dann an mir und meiner Leistung."

Korea und Japan sind speziell, nicht nur wegen des Essens und der Schlafgewohnheiten. Im nahen Nordkorea wurde am Tag des Super-G eine international viel kritisierte Rakete abgefeuert, jetzt seid ihr nicht weit weg von Fukushima. Geht das an einem spurlos vorbei oder hat man schon ein etwas mulmiges Gefühl?
Hirscher: "Natürlich mache ich mir meine Gedanken. Doch ich glaube, dass man momentan nirgends auf der Welt sicher reisen kann, und gerade deshalb ist es wichtig, es zu tun. Um ein Zeichen zu setzen."

Diesen Winter gab es schon über 40 schwere Verletzungen im Ski-Weltcup, bevorzugt Kreuzbandriss. Zuletzt hat es auch den Franzosen Maxence Muzaton in Korea erwischt. Gibt es Ihrer Meinung nach einen Grund oder ist ein "Muster" als Ursache zu erkennen?
Hirscher: "Ich sehe kein Muster. Es gibt natürlich einige Umstände, die nicht ideal sind, die aber nicht bei allen Unfällen stimmig sind. Über die Lichtverhältnisse in Kitzbühel wurde schon alles gesagt. Ein weiterer Faktor, mit dem ich momentan konfrontiert bin, ist der Jetlag bei den Überseerennen. Das birgt sicher ein großes Risiko, wenn hier nicht genügend Tage zur Akklimatisierung zur Verfügung stehen."
Interview: Hans Gödel/APA