Groß ist der Ärger bei Ski-Star Marcel Hirscher, dass der Internationale Skiverband (FIS) noch keinen Termin für den abgesagten Levi-Slalom findet. Nun hofft Österreichs Sportler des Jahres, dass doch noch ein passender Termin im Kalender gefunden werden kann. Das hofft auch Österreichs Herrenchef Andreas Puelacher nach einer Sitzung der Trainer-Arbeitsgruppe in Lake Louise. "Nicht nur wir, auch die Slalomnationen Schweden, Frankreich oder Deutschland wollen das Rennen", berichtete der ÖSV-Rennsportleiter. "Ich verstehe nicht, warum man schon im Vorwinter so tut, als ob es keine Möglichkeit gibt", betonte Puelacher.

Nur der Gletscherauftakt und die Rennen beim Finale werden laut Regulativ definitiv nicht nachgeholt. "Alle anderen Rennen sollte man versuchen, unterzubringen", forderte Puelacher und verwies auf die Damen, bei denen das Levi-Rennen gleich in Aspen nachgetragen wurde. "Wir haben einen Weltcup-Plan, und den sollte man auch einhalten. Wir sind jedenfalls um jedes technische Rennen froh, das Marcel Hirscher fahren kann."

Für Hirscher selbst geht es diesen Winter immerhin um den Rekord eines fünften Weltcup-Gesamtsieges in Folge. Umso mehr träfe es den Technik-Spezialisten, würde Levi ersatzlos gestrichen.

"Grundsätzlich versuche ich mich über so etwas nicht zu ärgern, weil ich es eh nicht beeinflussen kann", versuchte Hirscher einerseits gelassen zu bleiben. "Aber schon am Saisonbeginn zu behaupten, man habe keinen Platz im Kalender, zeigt von Desinteresse", ärgerte er sich dann doch zunehmend.

FIS-Herren-Renndirektor Markus Waldner hatte nach der Levi-Absage gemeint, dass man auch mit zehn Saisonslaloms gut leben könne. Hirscher findet das unfair und eckt damit auch bei Super-G-Weltmeister Hannes Reichelt an. Der sieht das bekanntlich genau umgekehrt.

Hirschers Reposte: "Jede Abfahrt wird nachgetragen. Und selbst wenn eine nur zur Hälfte gefahren wird, zählt sie als ganze. Wenn hingegen von einem Riesentorlauf nur ein Durchgang gefahren wird, ist das Rennen gestorben."

Für Hirscher ist deshalb klar: "Mittlerweile reicht's ein bissl. Die City-Events purzeln weg nach Belieben. Wenn man das von vorneherein wüsste, könnte man gleich etwas anderes trainieren", richtete er scharfe Kritik in Richtung FIS. So etwas könne entscheidend sein. "Als ich das erste Mal den Gesamtweltcup gewonnen habe, hatte ich fast tausend Punkte nur im Slalom. Jetzt ist das anders."

Für Hirscher ist daher das fehlende Engagement des Internationalen Skiverbandes (FIS) inakzeptabel. "Jetzt schon zu behaupten, dass man den Slalom nicht nachholen möchte oder kann, ist für mich ein Nicht-Wollen. Wo ein Wille, ist auch ein Weg."

Die Levi-Absage hat ohnehin schon Hirschers Trainingsplan durcheinandergebracht. Zudem ist der Slalom auch deshalb eine "Baustelle" beim Weltmeister von 2013, weil ihm die zurückgetretenen Benjamin Raich und Mario Matt als interner Maßstab fehlen. In Vail trainierte Hirscher deshalb mit seinem Freund und schärfsten Konkurrenten, Felix Neureuther.

Der weitere Disziplinen-Check sieht bei Hirscher so aus. Im Riesentorlauf ist Ted Ligety wieder drauf wie vor zwei Jahren. "Wenn bei ihm alles rund läuft, ist er wieder uneinholbar und weit voraus", lautet Hirschers Erkenntnis nach dem Sölden-Sieg des US-Amerikaners. "Nur wenn es ein bissl hakt bei ihm, ist er gleich gut wie wir und schlagbar." Ein Platz in den Top-Fünf am Sonntag in Beaver Creek wäre deshalb für Hirscher bereits ein Erfolg.

Dafür wird der Österreicher diesen Winter so viele Super-G bestreiten wie noch nie. Beaver Creek, Südkorea, Kitzbühel, Hinterstoder und das Finale stehen auf dem Plan. Mit vorerst zwar bescheidenen Erwartungen, aber auch Hoffnung. "Wer ein Mal Vierter werden kann, kann das auch öfters."

Hirscher beeindruckt

Hirscher bestreitet damit ein ähnliches Programm wie seine junge US-Markenkollegin Mikaela Shiffrin. Für deren bisherige Leistung hatte der Atomic-Pilot klare Worte: "Wow, wirklich beeindruckend."

Während Shiffrin ihre erste große Kristallkugel anpeilt, kann Hirscher als erster Rennläufer überhaupt zum bereits fünften Mal in Folge Gesamtsieger werden. Um den Druck nicht zu groß werden zu lassen, lautet sein interessantes Motto: "Es ist eine Saison, in der es um gar nichts geht. Ob ich eine weitere Kugel gewinne oder nicht, wird nicht viel ändern. Der Rest wird von außen aufgebauscht."

Hirscher ist zwar erst 26 Jahre alt, hat aber schon mehrere Male angedeutet, dass er nicht mehr allzu lange Skirennfahren will. Aktueller Stand: "2019 ist Schluss. Das ist zumindest der momentane Plan."