Ein Jahr nach ihrem Weltcup-Premierensieg in Aspen hat Eva-Maria Brem einen neuerlichen Triumph im US-Nobelort um nur eine Zehntelsekunde verpasst. Die Österreicherin wurde am Freitag starke Riesentorlauf-Zweite hinter der Schweizerin Lara Gut, nachdem Topfavoritin Mikaela Shiffrin den sicher scheinenden Sieg drei Tore vor dem Ziel weggeworfen hatte. Nach Lauf eins war Brem Achte gewesen.

Shiffrin hatte beim ersten Rennen des traditionellen "Winterstarts" in Aspen nach Lauf eins knapp die Nase vor der am Ende drittplatzierten Sölden-Siegerin Federica Brignone gehabt. Während ihre US-Landsfrau Lindsey Vonn schon im ersten Durchgang ausschied, griff der 20-jährige US-Jungstar nach dem ersten Heimsieg und war dabei lange souverän.

Nicht gut gefühlt

0,68 Sekunden Vorsprung hatte Shiffrin, als sie bei leichtem Schneefall drei Tore vor dem Ziel völlig unerwartet ausrutschte. Damit fiel sowohl das gehypte, inneramerikanische Duell mit Vonn aus, die US-Damen müssen weiterhin auf den ersten Aspen-Sieg seit Tamara McKinney 1981 warten. McKinney verfolgte das Aus von Shiffrin entsetzt im Ziel.

"Ich habe mich nicht sonderlich gut gefühlt und nur gekämpft. Normalerweise nehme ich da den Fuß vom Gas", erklärte Shiffrin, dass sie sich eigentlich schon im Ziel gesehen hatte. "So etwas darfst du einfach nicht denken", ging sie mit sich selbst hart ins Gericht.

Mit dem Sturz des US-Jungstars war der Weg frei zum 13. Weltcupsieg für Gut, die schon in Sölden Vierte gewesen war. Damit sorgte sie auch für den ersten schweizerischen Aspen-Podestplatz seit 33 Jahren, 1982 war Erika Hess Zweite im RTL geworden.

Laufbestzeit

Ein ähnlicher Coup gelang Brem, die sich auf dem Kurs ihres Trainers Stefan Bürgler mit Laufbestzeit noch auf Rang zwei katapultierte. Brems zweiter Platz tat dem jungen Team sehr gut. Jürgen Kriechbaum hatte in Abwesenheit der verletzten Weltranglisten-Leaderin Anna Fenninger sowie der zurückgetretene Nicole Hosp und Kathrin Zettel - der erfolgreichste Aspen-Starterin der vergangenen Jahre überhaupt - zahlreiche Aspen-Debütantinnen aufbieten müssen.

Dann schafften es neben Brem nur zwei weitere von insgesamt neun ÖSV-Fahrerinnen in das Finale. Stephanie Brunner als 20. und Ricarda Haaser als 24. eroberten aber zumindest ihre ersten Weltcup-Punkte.

Über allem stand aber die Leistung von Brem. Die Mitfavoritin war nach fehlerhafter Fahrt nur als Achte in die Entscheidung gegangen. Dort nutzte die Team-Weltmeisterin vom vergangenen Februar in Vail die Chance ihres relativ geringen Rückstand auf einen Podestplatz dann aber fast perfekt.

"Ich habe mir im ersten Lauf die brutale Linie etwas zuwenig zugetraut und musste dann alles auf eine Karte setzen," erklärte die 27-Jährige aus Münster, die sich im Riesentorlauf-Weltcup des Vorjahres nur Fenninger geschlagen geben hatte müssen. Ein Jahr nach ihrem ersten und bisher einzigen Weltcupsieg hätte es beinahe wieder mit einem Sieg geklappt.

Wie Vonn schon in Lauf eins ausgeschieden war Michaela Kirchgasser. Die Salzburgerin fabrizierte einen gefährlichen Highsider mit solcher Wucht, dass sogar ein Ski dabei zerbrach.

Sie konzentriert sich danach auch in Aspen auf die beiden verblieben Slaloms. "Die Entscheidung, in welcher Disziplin es besser läuft, wurde mir hiermit abgenommen", zeigte die 30-Jährige Humor.