Sie ist skifahrerisch und körperlich ein Phänomen“, sagt ÖSV-Damenchef Jürgen Kriechbaum über Tina Maze. Der Wahl-Kärntner liegt mit seiner Analyse vollkommen richtig. Als einzige Dame im Weltcup-Zirkus steht die Slowenin bei allen Disziplinen am Start, kann auch in allen gewinnen und wird wohl die große Kristallkugel für den Gesamt-Weltcupsieg holen. Das im Alten von 31 Jahren. Nach den bisherigen 20 bestrittenen Rennen steht für Maze der Saison-Höhepunkt - die WM - noch bevor. In Vail/Beaver Creek geht sie am Dienstag, 3. Februar, als Titelverteidigerin im Super-G ins Rennen.


Eine Erklärung, wie die Doppel-Olympiasiegerin 2014 dieses Pensum an Bewerben verkraftet, gibt Cheftrainer und Lebenspartner Andrea Massi: „Vor sieben Jahren kam ich durch einen Freund zum Trainingsprogramm des italienischen Leichtathletikverbandes. Das habe ich übernommen und auf den Skisport angepasst. Glaube mir, zum Lachen kommt Tina bei der Arbeit nicht.“ Vor allem in den vergangenen vier Jahren legte der geborene Italiener „immer noch ein Schäuferl nach“.

Stark im Kopf

Speziell im Sommer treibt Massi seine Freundin mit den Übungen zur Weißglut: „In der skifreien Zeit musst du dir die Kraft, Kondition und die Ausdauer für den Winter holen. In den letzten Jahren haben Tina und ich viele Kämpfe ausgefochten. Aber nur wenn du mein Programm durchziehst, wirst du stark genug im Kopf, um in allen Disziplinen gewinnen zu können.“ Es gibt aber auch im Winter Momente, wo es für unbeteiligte besser ist, sehr weit weg von dem Paar zu stehen. Speziell dann, wenn Maze in einem Rennen nicht unter den Top drei ist.


Beobachter berichten von Handgreiflichkeiten zwischen den beiden und einem Verbot für Massi bei einem Rennen dabei zu sein. In vergangenen Sommer lief es sehr harmonisch zwischen ihr und dem Coach. „Ich habe zwar wieder viel trainiert, das Hauptaugenmerk lag diesmal mehr auf der Qualität als auf der Quantität. Ich muss Haushalten mit den Kräften, schließlich bin ich nicht mehr die Jüngste“, scherzte Maze, die in diesem Winter zwei Ziele verfolgt: „Die große Kristallkugel und eine Medaille bei der WM.“


Um Zweiteres zu erreichen, reiste Tina mit ihrem kleinen Team so früh wie keine andere Läuferin nach Vail. Bereits am Mittwoch absolvierte sie ihr erstes Training im WM-Gebiet. „Tina hatte einfach Lust auf Skifahren“, berichtet Massi, der noch einmal auf sein Trainingsprogramm zu sprechen kommt: „80 Prozent meines Programms zielen auf den Kopf ab, machen dich mental stark.“ Wie stark sieht die Konkurrenz am Dienstag. JOSCHI KOPP