Grüne Pisten und Absagen statt Rennspektakel. Der Wintersport ächzt derzeit unter den ungewöhnlich hohen Temperaturen, die nicht nur die weiße Pracht ausbleiben lassen, sondern zugleich sämtliche technische Errungenschaften zur künstlichen Schnee-Erzeugung ad absurdum führen.


Ein klimatischer Albtraum, der nicht nur Touristikern und branchenabhängigen Wirtschaftstreibenden seit Wochen schlaflose Nächte bereitet. Schenkt man den Prognosen diverser Klimaforscher Glauben, wird dieser Umstand in Zukunft wohl nicht mehr zu ändern sein – sehr zum Leidwesen jener, die nicht müde werden, den Klimawandel weiterhin ins Reich der Fabelgeschichten zu verweisen. Im Gegenteil: Aktuellen Studien zufolge wird die Schneegrenze in den kommenden Jahren um 200 bis 250 Meter hinaufwandern, die Wintersaison um weitere 20 bis 40 Tage verkürzt werden.


Mit diesem Problem muss sich derzeit auch der alpine Skizirkus herumschlagen. In Gröden stapfen die Ski-Herren über dunkelbraune Wiesen ins Starthaus, um dann die einzig weiße Schneezunge der ganzen Gegend hinunterzubrettern. Sofern es dazu überhaupt kommt. Denn noch am Donnerstag hieß es, man müsse die mit einer dünnen Schneeschicht überzogene Saslong-Strecke „schonen“.

Rennen fraglich

Auch der für den Neujahrstag geplante Weltcup-Parallelslalom im Münchner Olympiapark wurde von der FIS vorsorglich schon gecancelt. Fraglich sind nun auch die Damen-Rennen am Semmering Ende Dezember sowie die beiden Jänner-Slaloms in Zagreb. Ganz zu schweigen von der Dauermigräne, die sich mittlerweile bei den Organisatoren der Snowboard-WM am Kreischberg eingestellt hat. „Wenn es nicht bald kalt wird, schaut’s ganz schlecht aus“, tönt es aus deren Reihen.


Mitten in dieses trübe Szenario hinein platzte die Nachricht von der nächsten Absage. Das Abfahrtstraining der Damen in Val d’Isere konnte nicht wie geplant über die Bühne gehen. Welche Überraschung aber auch! Doch hoppla, da gibt es ja ein ganz anderes Problem. „Zu viel Neuschnee auf der Strecke“. Wie bitte?

Tja, es scheint sie ja doch noch zu geben, die Flecken, wo der Winter tatsächlich noch Einzug hält. Doch die werden das immer augenscheinlichere Problem auf Dauer wohl auch nicht lösen können.

BIRGIT KAINER