Man kann nicht gerade sagen, das Klaus Kröll vom Glück verfolgt war in den vergangenen zwei Ski-Jahren. Da war zunächst der Sturz beim Motocross mit kompliziertem Bruch des Fußwurzelknochens. Dann war da Platz vier bei der Heim-WM in Schladming. Dann das Weltcup-Finale in Lenzerheide samt schwerem Sturz und kompliziertem Oberarmbruch; Folgewirkungen inklusive. Auch nach zwei Operationen war die Bewegungsfreiheit nicht da, wo sie sein sollte. Und der sensationelle Platz zwei just vor einem Jahr im Auftakt-Rennen von Lake Louise blieb – leider – nur eine Eintagsfliege. Denn von da an ging es für den Öblarner bergab. Der warme Winter im Vorjahr verhinderte gutes Training, ohne Training fehlte das technische Rüstzeug. Ohne Technik fehlten die Ergebnisse. „Es war keine Entwicklung, keine Chance für die Feinarbeit. Und so wurden meine Ergebnisse über die gesamte Saison immer besser statt schlechter.“

Im Sommer drückte Kröll, nunmehr 34 Jahre jung, den Neustart-Knopf. Der geplante Urlaub in den USA – ein Jahr zuvor wegen der Verletzung abgesagt – wurde verschoben. Kröll arbeitete daran, wieder fit zu werden.

Die Werte stimmen wieder

Mit Erfolg: „Die körperlichen Werte sind wieder dort, wo sie vor den Verletzungen waren.“ Mit der Skitechnik sieht es nicht ganz so gut aus – „Schuld“ hatte wieder das Wetter. Der Südamerika-Trip wurde abgebrochen, auch in Europa waren gute Bedingungen schwer zu finden – und zuletzt fand man auch in den USA nicht die notwendigen Voraussetzungen. „Aber“, beruhigt Kröll, „es geht in die richtige Richtung.“ Das Ziel: In den Trainings in Übersee, die noch anstehen, weiterarbeiten, um in Europa dann schon voll angreifen zu können. Zumindest kamen die Abfahrer ja vergangene Woche in Panorama dazu, wieder auf Schnee zu trainieren. Übrigens: Auch in Lake Louise selbst schneit es derzeit, für die kommenden Tage soll das auch so bleiben, bis zu 40 Zentimeter können dazu kommen, gegen Wochenende soll das Wetter dann aber passen - passend für die Rennen.

Back to the USA

Das Ziel ist klar: Auch im Februar will Kröll wieder in die USA reisen. Bei der WM in Beaver Creek will der „Senior“ im ÖSV-Abfahrtsteam noch einen Anlauf auf eine WM-Medaille starten. Und auch das soll nicht der letzte sein, denn das Karriereende hat der Familienvater noch nicht so bald auf dem Plan, im Gegenteil: „Ich plane meine Karriere derzeit bis 2017. Da ginge sich sogar noch eine WM aus.“ Und zwar die Weltmeisterschaft in St. Moritz. Ein viertes Mal Olympia - 2018 in Pyeongchang in Südkorea – steht derzeit aber noch nicht am Menü-Plan. „Aber ausschließen tu ich es nicht“, ergänzt Kröll. Am Montag bestritten Österreichs Herren als letzten Test in Panorama zwei FIS-Rennen – da lief es noch nicht ganz rund für den Steirer: Kröll fuhr auf die Plätze 16 und 17. Im ersten Rennen siegte übrigens Max Franz, im zweiten war Markus Dürager der beste der ÖSV-Athleten, die sich sonst ebenfalls alle im Vorderfeld fanden. Und heute geht es mit dem ersten Training in Lake Louise los. Klar ist seit gestern auch, dass Matthias Mayer defintiv schon in Lake Louise dabei sein wird, das Knie hält und schmerzt nicht. Klar ist auch, dass es eine Qualifikation geben wird: Joachim Puchner, Florian Scheiber und Markus Dürager fahren um zwei Plätze.

MICHAEL SCHUEN