Der Weltranglisten-Fünfte wäre bei normaler Form der voraussichtliche Gegner von Dominic Thiem oder dem Deutschen Alexander Zverev im Achtelfinale gewesen. Nadals Landsmann Marcel Granollers profitiert nun aber von der Aufgabe und steht kampflos in der Runde der letzten 16.

Nadal muss nun seinen angestrebten zehnten Paris-Titel vorerst abschreiben. "Ich habe das Problem im Handgelenk schon seit ein paar Wochen. Ich bin hier mit ein bisschen Schmerzen angekommen, aber ich habe gedacht, dass ich das hinbekommen werde", sagte Linkshänder Nadal.

Doch die Schmerzen seien jeden Tag schlimmer geworden, obwohl man alle nur möglichen Behandlungen versucht habe. "Wir haben jeden Tag viele Stunden damit verbracht, damit ich spielen kann. Gestern habe ich mit einer Injektion in das Handgelenk gespielt", erklärte ein den Tränen naher Nadal in seinem Statement. Gegen Facundo Bagnis (ARG) war am Donnerstag beim 6:3,6:0,6:3 nichts von seinen Problemen zu sehen gewesen.

"Aber ich habe vergangene Nacht immer mehr Schmerzen gespürt und heute Früh konnte ich mein Handgelenk nicht mehr bewegen. Wir haben ein MR und ein Ultraschall gemacht", sagte Nadal, der mit einer Manschette um das betroffene Handgelenk erschienen ist. Wäre es nicht Roland Garros gewesen, dann hätte er auch nicht das Risiko genommen, hier überhaupt anzutreten. "Aber für mich ist es das wichtigste Event des Jahres, also haben wir alles versucht."

Wenn er nach Paris komme, dann wolle er das Turnier gewinnen und dazu wären fünf weitere Siege nötig gewesen. "Die Ärzte sagen, dass das hundertprozentig unmöglich ist."

"Ich bin extrem traurig. Wie Sie alle wissen sind wir sehr eng mit Rafa, wir lieben ihn sehr. Er ist einer der größten Champions, die wir je hatten", sagte Turnierdirektor Guy Forget. Der Franzose, der im Februar dieses Amt übernommen hatte, hatte im Vorfeld schon auf einen weiteren großen Star verzichten müssen. Roger Federer hatte am Tag vor der Auslosung wegen Rückenproblemen abgesagt.

"Rafa wollte morgen spielen und er wollte die Ankündigung nicht machen, aber seine Berater und seine Ärzte haben ihm davon abgeraten." Die Gefahr, dass sich Nadal noch schlimmer verletzen und sich eine Sehne reißen könne, sei einfach zu groß. "Roger, Novak, Rafa sind solche Profis. Sie sind perfekt in Vorbereitung, Training, Ernährung, Schlaf, Aufwärmen und medizinische Vorsorge. Und sie bekommen auch Ratschläge von Topleuten. Wenn so etwas passiert, muss man es akzeptieren", erklärte Forget.

Nadal muss nun einige Wochen Ruhe geben und eine stabilisierende Manschette tragen. Würde er nun einfach weiterspielen, so bestehe die Gefahr, dass er sich die entzündete Sehne reiße und das wolle er freilich nicht riskieren. "Ich werde alles tun, dass ich bis Wimbledon wieder fit werde. Aber Medizin ist nicht Mathematik. Man kann sich nicht wirklich darauf verlassen, wann deine Behandlungen vorbei sein werden. Vielleicht muss ich auch drei Monate pausieren."

Nadal möchte aber in den nächsten Jahren wieder zu seinem Lieblingsturnier zurückkehren, versprach der Mallorquiner. "Ich habe in den vergangenen Wochen auf einem sehr hohen Level gespielt", sagte Nadal, daher sei er besonders enttäuscht. Die Chancen für Thiem jedenfalls, nicht nur sein erstes Achtelfinale bei den French Open zu erreichen, sondern sogar noch weiter im Turnier vorzustoßen, sind durch die Absage Nadals gewaltig gestiegen.