Je einen Matchball in der zweiten Runde und im Halbfinale gegen Superstar Rafael Nadal abgewehrt - und nun hat sich Dominic Thiem am Sonntag in Buenos Aires schon seinen vierten ATP-Titel geholt. Der 22-jährige Niederösterreicher, der am Vortag Nadal in 2:50 Stunden niedergerungen hatte, krönte seine Woche mit einem 7:6(2),3:6,7:6(4)-Finalsieg über Nicolas Almagro (ESP). "Das war wahrscheinlich die beste Woche in meiner bisherigen Karriere", sagte ein überwältigter Thiem nach seinem Erfolg, den via ORF Sport+ im Schnitt 100.000 Tennisfans miterlebt haben. 

Nach 2:28 Stunden ließ sich der Lichtenwörther auf den Rücken fallen und jubelte im Liegen über seinen bisher wohl wertvollsten Titel. Nach Nizza, Umag und Gstaad (alle 2015) hatte Thiem in seinem fünften Endspiel auf der Tour den vierten Siegerscheck geholt. "Nadal im Semifinale geschlagen und jetzt der Sieg. Das war bis jetzt der speziellste Titel", freute sich Thiem noch auf dem nach der argentinischen Legende Guillermo Vilas benannten Center Court.

"Ich habe nur enge Matches gespielt"

"Das ist der beste meiner bisherigen Titel, weil das Turnier sehr stark besetzt war. Ich habe nur enge Matches gespielt", war Thiem glücklich. Mit dem vierten Titel auf der ATP-Tour hat der Weltranglisten-19. in der Ewigen-Besten-Liste der Österreicher mit Horst Skoff gleichgezogen, nur Thomas Muster (44 Titel) und Jürgen Melzer (5) haben öfter einen Siegespokal auf der Tour mit nach Hause genommen. Als Lohn für seine Mühen kassierte Thiem brutto 93.120 US-Dollar (82.589,80 Euro), sein Karriere-Preisgeld schraubte er auf 2,214 Mio. Dollar. Die 250 ATP-Punkte für seinen vierten Sandplatz-Titel auf diesem Level sind eine gute Basis für den Rest des langen Jahres. Unmittelbar wird sich Thiem vorerst nicht vom 19. Platz verbessern.

Nadal hatte gegen Thiem das Nachsehen
Nadal hatte gegen Thiem das Nachsehen © APA/AFP/EITAN ABRAMOVICH

Das Überraschungsfinale in Buenos Aires verlief extrem eng: Thiem, der Titelverteidiger und Top-Favorit Nadal nach einer sensationellen Leistung ausgeschaltet hatte, und der ungesetzte Almagro waren nicht die erwarteten Endspielteilnehmer. Der 30-jährige Spanier (ATP-72.) hatte im Halbfinale nach einer 0:15-Bilanz völlig unerwartet im 16. Versuch den als Nummer zwei gesetzten David Ferrer (ESP) erstmals bezwungen. Die bisher einzige Begegnung mit dem Spanier hatte Thiem vor wenigen Wochen bei den Australian Open sicher mit 6:3,6:1,6:3 gewonnen und damals schon vor dem Spiel gemeint, dass Almagro zum Glück nicht mehr so stark wie früher sei.

Doch der frühere Weltranglisten-Neunte schloss in Buenos Aires an alte Zeiten an und ließ dies Thiem auch spüren. Im ersten Satz ließ er beispielsweise keine einzige Breakchance zu, während Thiem bei 3:4 nach einem Doppelfehler mit 15:40 in Rückstand geriet. Die beiden Spieler peitschten einander die Schläge über das Netz und Thiem beeindruckte über den gesamten Matchverlauf besonders mit seiner sensationellen Rückhand longline. Satz eins ging ins Tiebreak - und es sollte sich einmal mehr herausstellen, dass Thiem für diese "Kurzentscheidung" besonders gut gerüstet ist.

Sehr konzentriert im Tiebreak

Thiem startete das Tiebreak sehr stark, spielte u.a. auch Serve-Volley und stellte nach 55 Minuten die 1:0-Satzführung her. Und obwohl er danach schon wie der stärkere Spieler wirkte, war es aber Almagro, der plötzlich das erste Break zum 4:3 schaffte. Thiems erster Aufschlag ließ im zweiten Satz doch auch deutlich nach und ein weiterer Aufschlagverlust zum 3:6 besiegelte einen Entscheidungssatz.

Dominic Thiems Freude war grenzenlos
Dominic Thiems Freude war grenzenlos © APA/AFP/EITAN ABRAMOVICH

Im dritten Durchgang wirkte Thiem, den die fast dreistündige Partie gegen Nadal doch in den Knochen steckte, zunächst müde und er geriet mit 0:2 in Rückstand. Es gelang ihm aber das sofortige Rebreak und der Niederösterreicher wehrte bei 1:2 dann noch zwei Breakbälle ab. Danach ließ Thiem im fünften Game eine Breakchance aus. Es war die letzte in diesem Match, das nun erneut ins Tiebreak ging. Thiem ließ sich da von einem 1:3-Rückstand nicht aus der Ruhe bringen und nutzte bei 6:4 seinen ersten Matchball zum Triumph.

"Es war eine gute Entscheidung, hierherzukommen", sagte ein lächelnder Thiem, der erstmals nach Buenos Aires gereist war und als überhaupt erster Österreicher in dieser Stadt den Titel geholt hat. "Aber das wäre es auch gewesen, wenn ich in der zweiten Runde verloren hätte. Es ist eine schöne Stadt. Ich hoffe, nächstes Jahr zurückzukommen", meinte er zu den Zuschauern. Thiem bleibt in Südamerika und spielt anschließend das Turnier in Rio de Janeiro. Schon wieder misst er sich mit einem Spanier und zwar erstmals mit Pablo Andujar (ATP-60.).