Wer hätte das gedacht? Eigentlich schien für Serena Williams und ihren angepeilten Grand Slam alles angerichtet. Nach ihren heurigen Siegen bei den Australian- und French Open sowie in Wimbledon fehlte der Amerikanerin nur noch der Triumph bei den US Open, um als erste Frau seit Steffi Graf 1988 alle vier Major-Turniere innerhalb eines Jahres zu gewinnen.

Und Williams ging am Freitag Abend auch als klare Favoritin in das Halbfinale gegen die ungesetzte Italienerin Roberta Vinci, die es in ihrer bisherigen Karriere bei einem Grand Slam nie weiter als bis ins Viertelfinale (2012 und 2013 jeweils in New York) geschafft hatte. Williams konnte den ersten Satz auch programmgemäß mit 6:2 für sich entscheiden, doch dann riss bei der 21-fachen Grand-Slam-Siegerin plötzlich der Faden.

Eine Einladung, die Vinci gerne annahm. Die 32-Jährige, eigentlich als Sandplatzspielerin und Doppel-Ass bekannt, verbiss sich in die Partie, lief um jeden Ball wie um ihr Leben und konnte das Match so tatsächlich noch drehen.  Vinci holte die nächsten beiden Sätze jeweils mit 6:4 und ließ so den Traum von Serena Williams platzen.

Die Enttäuschung war Williams anzusehen. "Ich werde nicht darüber sprechen, wie enttäuschend das ist", sagte Williams. Sie habe aber nie Druck verspürt, gewinnen zu müssen, meinte sie und sagte über ihre Gegnerin: "Sie hat gespielt, als hätte sie den Verstand verloren. Es war das beste Tennis ihres Lebens."

Ebenfalls eine Sensation lieferte Vincis Landsfrau Flavia Pennetta ab. So erreichte auch die an Nummer 26 gesetzte Italienerin mit einem sensationellen 6:1, 6:3-Erfolg über die Rumänin Simona Halep erstmals das Endspiel eines Grand-Slam-Turniers.

Flavia Pennetta bezwang Simona Halep
Flavia Pennetta bezwang Simona Halep © AP

Gegen die Weltranglisten-Zweite Halep ließ die Italienerin, die 2013 ebenfalls in Flushing Meadows mit dem Halbfinal-Einzug ihr bislang bestes Grand-Slam-Ergebnis stehen hatte, vom ersten Ballwechsel keine Zweifel aufkommen, wer die Chefin am Platz ist und feierte so den größten Erfolg ihrer bisherigen Karriere. Mit Pennetta freut sich auch ein prominenter Kollege, ist die 33-Jährige aus Brindisi doch mit Landsmann Fabio Fognini liiert.

Damit kommt es am Samstag in Flushing Meadows zu einem Duell zweier Süditalienerinnen um den letzten Grand-Slam-Titel des Jahres. Im Match zwischen den zwei Fed-Cup-Gewinnerinnen von 2013 ist Pennetta nach Papierform die Favoritin. Die 33-Jährige ist in der Weltrangliste um 17 Positionen besser klassiert und führt im direkten Vergleich mit 5:4. Das bisher letzte Duell gewann Pennetta im Viertelfinale der US Open 2013 mit 6:4,6:1.

Am Samstag könnte auch das von Pennetta für unmöglich Gehaltene passieren. Vor 20 Tagen habe sie ihr Physiotherapeut gefragt, ob sie nicht glaube, einmal ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen oder ins Finale zu kommen. "Ich habe Nein gesagt", gab Pennetta zu.