Heute ist Tamira Paszek gleich als erste im Einsatz. Auf Platz 16 eröffnet sie den zweiten Wimbledon-Tag gegen die Australierin Casey Dellacqua - ab 12.30 Uhr.

Sie müssen seit 13 Monaten auf einen Sieg in einem Hauptbewerb warten. Heute in Wimbledon ist die Chance wieder da. Steigt die Spannung schon?
TAMIRA PASZEK: Ich bin gar nicht nervös oder angespannt. In den letzten Wochen habe ich gutes Tennis gezeigt, meinen Rhythmus wiedergefunden. Ich bin total motiviert und freue mich, nach meiner erfolgreichen Qualifikation im Hauptbewerb zu stehen.

Casey Dellacqua ist eine harte, aber bezwingbare Gegnerin?
PASZEK: Die erste Runde bei einem Grand Slam ist für jeden schwer. Danach öffnet sich das Feld. Casey ist Linkshänderin und schlägt sehr gut auf. Ich muss mein Spiel durchziehen, aggressiv bleiben und nahe an die Linien gehen.

Sie haben auf Rasen schon großartige Erfolge gefeiert, standen in Wimbledon schon zwei Mal im Viertelfinale (2011, 2012) und im Finale 2006 bei den Juniorinnen. Der Rasenbelag liegt Ihnen?
PASZEK: Ja, ich erinnere mich gern daran zurück. Das war meine beste Zeit. Ich muss auf mich vertrauen, was ich kann, und der Rest kommt dann von selbst.

2013/14 wurden Sie durch Krankheiten und Verletzungen zurückgeworfen. Sie standen auf Rang 26 in der Weltrangliste und sind dann auf 243 abgerutscht. Wie schwer war diese Zeit für Sie?
PASZEK: Diese Zeit war so deprimierend für mich. Ich war psychisch total am Boden. Da ist man am Zweifeln. Zuerst wurde das Pfeiffersche Drüsenfieber falsch diagnostiziert. Ich habe weiter trainiert. Dann folgte ein Muskeleinriss im Adduktorenbereich. Alles zusammen hat sich zwei Jahre dahingezogen. Es war richtig bitter. Wenn du sozusagen ins Leere trainierst und alles dreht sich nur um Verletzungen. Aber jetzt habe ich eine gesunde Basis gefunden. Im vergangenen halben Jahr habe ich mich gefangen, hatte gute Ergebnisse und meine Motivation ist wieder zurück. Eine Kämpfernatur gibt nie auf.

War Aufhören jemals ein Thema für Sie?
PASZEK: Der Moment war kurz da, weil man den Körper nicht auf Knopfdruck ändern kann. Aber Tennis ist meine Leidenschaft. Ich will es wieder wissen.

Vor zehn Jahren sind Sie als Wunderkind bezeichnet worden. Mit 15 haben sie Ihr erstes WTA-Turnier in Portoroz gewonnen. Was hat sich bei Ihnen in den vergangenen Jahren alles verändert?
PASZEK: Es war eine durchwachsene Zeit mit Höhen und Tiefen. Es ist alles so schnell gegangen. Der erste Turniersieg mit 15, das war Wahnsinn. Aber als Junger bist du unbeschwerter. Man wird mit der Zeit natürlich erwachsener, bekommt mehr Routine und die Persönlichkeit entwickelt sich weiter. Ein wichtiger Prozess. Jetzt habe ich die Ruhe und weiß, worauf es wirklich ankommt.

Seit einem Jahr trainieren Sie wieder mit Larri Passos. Worauf liegt derzeit der Fokus?
PASZEK: Er kennt mich sehr gut und wir haben schnell wieder eine Richtung gefunden. Wir haben viel am Aufschlag gearbeitet und feilen weiter an meinem aggressiven Spiel.

Ihre Ziele in nächster Zeit?
PASZEK: Ich will ganz klar wieder zurück in die Top 30.

Wie sehen Sie derzeit das österreichische Damen-Tennis?
PASZEK: Nicht so dramatisch wie alle anderen. Wir hatten tolle Zeiten mit Paulus, Schett, Schwartz und danach mit Bammer, Meusburger und mir. Den Jungen muss man nur die Zeit geben.

INTERVIEW:DENISE MARYODNIG