Denn Thiem hat mit diesem Titel einen Scheck in der Höhe von 80.000 Euro sowie 250 ATP-Zähler sicher. Unmittelbar vor den French Open in Paris heimste der junge Österreicher damit seinen bisher größten Karriere-Erfolg ein. Als er sich nach fast drei Stunden und dem verwandelten Matchball auf den Rücken fallen ließ, fiel die ganze Anspannung vom Youngster ab. Der erste Blick galt dann den Eltern und dem Trainer, dann ging dieser zum bedeckten Himmel.

"Ich bin echt happy. Diese Woche hatte ich eine richtig gute Zeit hier", sagte Thiem noch auf dem Platz im Siegerinterview mit der ehemaligen französischen Profispielerin Camille Pin und vor den Augen von Slalom-Doppelweltmeister Jean-Baptiste Grange. "Der erste Titel ist immer unglaublich speziell", ergänzte Thiem später bei seiner ersten Siegerpressekonferenz.

Der Lichtenwörther war ein verdienter Sieger, hatte er doch auf dem Weg zum Titel gleich vier Top-50-Spieler geschlagen und war der einzige, der Mayer ein Break zugefügt hat. "Im Finale habe ich keinen einzigen Moment die Konzentration verloren, obwohl Mayer unglaublich gespielt und ebenfalls nie nachgelassen hat", sagte Thiem. "Das war wahrscheinlich meine bisher beste Partie überhaupt. Leonardo war so gut, dieses Match hätte eigentlich ein Remis verdient gehabt", gab sich der Österreicher fair.

Für beide Spieler stellte das Turnier an der Cote d'Azur das erste Saisonfinale dar. Der ohne Aufschlagverlust ins Endspiel gekommene Mayer hatte vorher mit Hamburg 2014 aber schon einen Turniersieg erreicht, während der um sieben Jahre jüngere Thiem bei seiner Endspiel-Premiere im Vorjahr in Kitzbühel am Belgier David Goffin gescheitert war.

Wie angekündigt tat der erneut komplett in schwarz spielende Thiem im Nice Lawn Tennis Club diesmal alles, um im zweiten Anlauf den ersten ATP-Titel unter Dach und Fach zu bringen. Schon im dritten Game fand er gegen den favorisierten 28-jährigen Sandplatz-Spezialisten aus Corrientes zwei Breakbälle vor.

Die nutzte der Österreicher aber ebenso wenig wie danach Mayer seine im vierten Game. Damit musste wie am Vortag gegen John Isner ein Tiebreak den ersten Durchgang beenden. Thiem wehrte dort zunächst zwei Satzbälle ab, hatte bei 8:7 selbst einen. Nach einem 13-minütigen "Satzverkürzer" hatte aber der extrem stark servierende Mayer das bessere Ende für sich.

Thiem ließ aber nicht locker und legte im zweiten Satz nach kurzen Anfangsproblemen (2 Breakbälle) mit eigenem Aufschlag stets vor. Das Break gegen den Weltranglisten-24. ließ aber auf sich warten. Es gelang auch - noch - nicht bei Thiems 5:4-Führung, als der Österreicher die erste Chance zum Satzausgleich ausließ, mit seinem spektakulären Tennis aber die im randvollen Centercourt auffallend vielen auf seiner Seite stehenden Fans begeisterte. Mayer glich zunächst aber aus, Thiem legte wieder vor und machte bei 6:5 und exakt zwei Stunden Spielzeit dann endlich den Sack zu.

Der dritte Satz der immer spannender werdenden Partie war dann an Intensität nicht mehr zu überbieten. Beiden Spielern war anzumerken, dass sie einen Tag vor den French Open diesen Sandplatz-Titel unbedingt wollten. Die Entscheidung in der fast dreistündigen Schlacht fiel neuerlich im Tiebreak, diesmal blieb Thiem aber souverän und hatte das bessere Ende für sich.

"Sensationell. Das war das beste Tennis, das ich von ihm je gesehen habe, speziell über drei Sätze", lobte Trainer Günter Bresnik seinen Schützling, der damit die Nachfolge von Ernsts Gulbis als Nizza-Sieger antrat. Der Lette ist mittlerweile wieder im Bresnik-Team. "Ich habe Nizza also fest in meiner Hand", scherzte Bresnik.

Erst Sonntagfrüh konnte Thiem wegen des Marathons nach Paris fliegen, nur ein Tag Pause bis zum Erstrundenmatch gegen den Neo-Briten Aljaz Bedene sollte laut Bresnik kein Problem sein. "Der Bursche ist fit und hat gewonnen. Hätte er verloren, wäre er angepisst gewesen." Mitfavorit in Paris sei Thiem wegen des Turniersieges aber keiner. "Er hat eine sehr schwere Auslosung. Ich bin froh, wenn er dort ein oder zwei Runden übersteht."