Das Endspiel zwischen den Nummern eins und zwei der Welt hielt, was es versprochen hatte. Vor allem im zweiten Satz wurde hochklassiges Damen-Tennis geboten. Nach 111 Minuten verwertete Williams ihren dritten Matchball, den ersten bei eigenem Aufschlag. Die Weltranglisten-Erste tat es mit Stil, mit ihrem 18. Ass. Der Jubel danach war ausgelassen wie lange nicht. Die 33-Jährige tanzte und sprang über den Court.

"Hier zu stehen mit 19 Grand-Slam-Siegen ist etwas, womit ich niemals gerechnet hätte", sagte Williams in ihrer "wohl längsten Ansprache, die ich jemals gehalten habe". Einzig Rekordhalterin Steffi Graf hat in der offenen Profi-Ära (seit 1968) mehr Major-Turniere gewonnen, nämlich 22. Mit der Marke der Deutschen will sich Williams aber noch nicht beschäftigen - auch wenn sie ihr aufgrund ihrer physischen Überlegenheit durchaus zuzutrauen ist. Die ewige Bestmarke hält die Australierin Margaret Court mit 24 Einzelsiegen bei Grand-Slam-Turnieren, 13 davon holte sie aber vor Beginn der offenen Ära.

"Ich fühle mich so geehrt, das heute hier in einem meiner Lieblingsstadien geschafft zu haben", sagte Williams. "Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe." Um ihren ersten Melbourne-Triumph seit fünf Jahren musste sie zwar kämpfen. Gegen eine immer stärker aufspielende Scharapowa durfte sich Williams aber auf ihren starken Aufschlag verlassen. 15 Asse schlug das Kraftpaket alleine im zweiten Durchgang.

Williams ist nicht nur die erfolgreichste Spielerin der Profi-Ära bei den Australian Open, sondern mit 33 Jahren und 127 Tagen mittlerweile auch die älteste Siegerin. Die Chinesin Li Na war bei ihrem Triumph vor einem Jahr noch eineinhalb Jahre jünger. In ihrer aktuellen Form und körperlichen Verfassung gilt Williams auch für Wimbledon und die US Open als Favoritin.

Scharapowa vermochte ihren Komplex gegen die US-Amerikanerin nicht abzulegen. Die 27-jährige Russin, die ebenfalls bereits alle vier Grand-Slam-Turniere gewonnen hat, ging bereits das 16. Mal in Folge als Verliererin vom Platz. "Ich habe sie schon eine sehr lange Zeit nicht geschlagen. Aber ich liebe es jedes Mal, wenn ich gegen sie auf dem Platz stehe", betonte Scharapowa. "Als Tennisspielerin willst du immer gegen die Besten spielen. Und Serena ist die Beste."

Das stellte die Nummer eins der Welt bereits im ersten Game mit einem Break unter Beweis. Mitte des ersten Satzes mussten die Spielerinnen dann für zwölf Minuten vom Platz. Das Dach musste wegen Regens geschlossen werden, die Damen-Entscheidung erfolgte zum vierten Mal "indoors". Der Stimmung in der Rod Laver Arena tat das keinen Abbruch. Als Williams, in Australien die beliebteste Spielerin, ihren Freudentanz aufführte, war sie auf dem Höhepunkt.