Wie haben Sie die Weihnachtszeit verbracht?

DOMINIC THIEM: Ich konnte zum Glück noch mit meiner Familie gemütlich feiern. Das hat mir auch sehr viel bedeutet. Wir fliegen schon am Samstag nach Doha. Dort geht für mich endlich die neue Saison los, ich kann es kaum erwarten.

Sie sind 2014 als 139. in der ATP-Rangliste gestartet und haben die Saison als 39. beendet – mehr als Sie sich erwartet haben?

THIEM: Platz 39 ist einfach ein absoluter Traum. Wirklich! Nicht nur mehr als erwartet, sondern auch mehr als erhofft oder erträumt.

Ist der sogenannte „Kükenbonus“ jetzt weg?

THIEM: Ich glaube, diesen „Kükenbonus“ gibt es auf der Tennistour nicht wirklich. Zumindest habe ich nichts davon bemerkt. Aber das zweite Jahr macht manches für mich natürlich leichter, weil ich ja vieles schon kenne und weil ich mich an den Stress auf der Tour zumindest schon ein bisschen gewöhnt habe. Aber es wird sicherlich kommendes Jahr auch schwerer. Die Leute kennen mich jetzt und alle erwarten viel mehr von mir als noch letztes Jahr. Ich ja auch selbst von mir!

Sie haben letztes Jahr einige große Kaliber, wie Australian-Open-Sieger Stanislas Wawrinka, Jarkko Nieminen oder Feliciano Lopez geschlagen, wie wichtig sind solche Siege?

THIEM: Solche Erfolge gegen diese Spieler pushen einen natürlich extrem! Das Wichtigste war für mich persönlich im letzten Jahr aber, dass ich gesehen habe, dass ich einfach dabei bin. Das wusste ich vor einem Jahr noch nicht, ob ich wirklich mit meinen Schlägen mit diesen ganzen Top-Spielern auch mithalten kann. Jetzt weiß ich es aber auch (lacht).

Wie groß ist der Respekt noch vor Top-Spielern wie Roger Federer oder Rafael Nadal?

THIEM: Die spielen schon zweifellos in einer eigenen Liga. Vor ihnen muss man einfach unglaublichen Respekt haben. Für mich gehören die beiden zu den größten Sportlern überhaupt.

Einer der ersten Höhepunkte sind schon Mitte Jänner, die Australian Open in Melbourne. Wie sehen Ihre Erwartungen aus?

THIEM: Ideal wäre auf alle Fälle eine Wiederholung der US Open. Da musste ich mich erst im Achtelfinale dem Tschechen Tomas Berdych geschlagen geben. So ein Auftakt könnte sich schon sehen lassen.

Wie hat Ihre Vorbereitung in den letzten Wochen ausgesehen?

THIEM: Ich habe einige sehr, sehr harte und effektive Wochen hinter mir. Da waren richtig gute Trainingstage auf Teneriffa dabei. Das Klima und die Platzverhältnisse sind einfach perfekt. Dort haben wir uns vor einem Jahr auch vorbereitet. Also hoffentlich ein sehr gutes Omen für mich.

Das Bundesheer gut überstanden?

THIEM: Alles in allem war es eine coole Erfahrung. Aber auch ein komplett anderes Leben. Zeit zum Entspannen blieb da nicht.

Ihr Konditionstrainer Sepp Resnik nimmt Sie gern „hart“ her – hat sich da etwas geändert?

THIEM: Sepp ist ja nicht mein einziger Konditionstrainer, aber natürlich ist er Teil der gesamten Mannschaft. Diese Einheiten oder „unorthodoxen“ Trainingsmethoden, wie wir sie letztes Jahr gemacht haben, die gibt es jetzt nicht mehr – zum Glück (lacht).

Der ATP-Kalender ist prall gefüllt – vielen Spielern geht am Ende der Saison die Luft aus. Sollte sich die ATP eine andere Variante überlegen?

THIEM: Nein, das finde ich nicht. Der Kalender ist gut so, wie er ist. Ich habe letztes Jahr gesehen, dass mir am Ende die Kraft ausgegangen ist. Das lag aber nicht am Kalender, das lag an mir. Ich muss einfach fitter werden. Aber ich weiß auch, dass das seine Zeit braucht. Das ist ein Prozess über Jahre.

Bekommen Sie eigentlich viel Fanpost?

THIEM: Während der Tennissaison ist es natürlich mehr als jetzt. Ich freue mich immer noch sehr über jede Zuschrift, auch wenn es mittlerweile so viele geworden sind, dass ich wahrscheinlich jeden Tag fünf Stunden bräuchte, um wirklich jeden Brief und jede Nachricht zu beantworten.

Wie lauten Ihre Vorsätze für 2015?

THIEM: Ich möchte von Tag zu Tag besser werden!

INTERVIEW: DENISE MARYODNIG