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Checkliste Laufschuhkauf

Die Problematik dürfte seit dem Märchen um Aschenputtel bekannt sein: Welcher Schuh passt zu wessen Fuß. Viele Laufbegeisterte sehen sich mit einer ähnlichen Schwierigkeit konfrontiert und mussten schon schmerzhafte Erfahrungen in Kauf nehmen. Spätestens aber, wenn die Frühjahrssonne die Temperaturen anheizt und sich im Schatten deutliche Körperwölbungen abzeichnen. Dann liegt die Hemmschwelle die Laufschuhe zu reaktivieren nicht mehr ganz so hoch. Was für den Profi ohnehin bereits zum Standardprozedere gehört, sollte auch der mehr oder minder konsequente Hobbyläufer beherzigen: Eine detaillierte Fußanalyse, um das richtige Schuhwerk zu finden.
Gnadenlos fragt dabei Gigasport-Laufexperte Alfons Kristan nach den unbeliebten, persönlichen Kennzahlen, die sofort zu kleinlauten Antworten führen: Gewicht, Lauf-Periodizität und Lauf-Dauer. Gefolgt von einem kurzen Verhör zu bevorzugtem Terrain mit seinen Erklärungen: „Auf festem Untergrund oder auf Asphalt werden vorrangig Schuhe mit hohem Dämpfungsgrad benötigt. Für jene die abseits der Straßen auf Schotter oder Trails unterwegs sind, stellt Stabilität das Hauptaugenmerk dar“, zählt Kristan auf. Die Sohlenabnützung eines alten Laufschuhes kann für die Analyse sehr dienlich sein. Schließlich begutachtet der Experte die Haltung im Stehen. „Ein Senkfuß“, attestiert er und schätzt sogar die Größe per Augenmaß punktgenau.

Alte Prioritäten

Wenige Sekunden später kehrt Kristan mit vier paar Schuhen zurück. Ohne überhaupt die vermeintlich so essenziellen Fragen gestellt zu haben: Marke, Farbe, Design. Denn jedes einzelne Schuhwerk, das soeben der Lauf-Profi in Händen hält, entsprechen nicht den subjektiven, optischen Vorstellungen. Den verständnislosen Blick als nicht zu versteckende Begleiterscheinung deutet Kristan richtig, als er antwortet: „Farben oder solche Dinge sind nicht entscheidend. Der Schuh muss passen. Alles andere spielt keine Rolle“, stellt er grinsend und doch bestimmt klar. „Jeder Fuß ist ein Unikat und jeder Läufer benötigt einen anderen Schuh“, erklärt Kristan und aktiviert das Laufband, wo jeder Schritt via Video aufgezeichnet werden kann. Insgeheim besteht noch Hoffnung, dass ein noch nicht gezeigtes Modell seinen Zuschlag erhält. Nach wenigen Laufschritten legt sich der Experte fest und erklärt mittels Zeitlupe seine Wahl: „Der Auftritt erfolgt auf dem Außenfuß und knickt später innen ein. Wir benötigen eine gestützte Variante.“

Der Laufexperte legt sich sofort auf drei Modelle fest: Kayano, Adrenalin oder Structura. Namen und Farben lassen eher Cocktails vermuten als Laufschuhe. Die aufgezählten Nebenwirkungen bei falscher Schuh-Wahl verursachen aber auch so Katerstimmung. Und jeder kennt sie: Blasenbildung, Druckstellen bis hin zu Muskelbeschwerden in den Beinen und Sehnen-Entzündungen. Die qualvollen Schienbein-Schmerzen klammert er aus: „Dafür gibt es andere Gründe wie falsche Lauftechnik, zu wenig Training oder zu hohe Intensität.“ Mit der schlussendlich getroffenen Wahl herrscht bei Verkäufer und Tester Einigkeit. Selbst in optischen Belangen, vom Tragekomfort her sowieso.

Neues Gefühl

Der erste Einsatz auf der Laufstrecke des Vertrauens hat trotz langer Winterpause keine bösen Überraschungen parat. Ganz im Gegenteil, Kayano und sein Benützer erweisen sich vom ersten Schritt als homogene Einheit und fliegen federleicht über den Asphalt. Auch bei weiteren Lauf-Einheiten nimmt das wohlige Gefühl an Füßen und Beinen nicht ab. Die Dosierung der Läufe wurde zudem sorgfältiger gewählt. Die Lauf-Analyse inklusive Beratung als Begleitwerk zur Schuhwahl konnte somit die Erwartungen vollstens aber vor allem schmerzfrei erfüllen.

Von so einer klaren Schuhzuweisung konnte der Prinz damals nur träumen.

MARTIN QUENDLER