Es gibt Athleten, die sich gerne im Rampenlicht sonnen, für die Ruhm und Geld wichtige Antriebsfedern ihres schweißtreibenden Handelns sind. Und dann gibt es Sportler, die kein Problem damit haben, im Schatten ihr Tagwerk zu verrichten.

Wer im American Football, dem ultimativen Teamsport, als einer der fünf anonymen und austauschbaren Herren in der Offensive Line agiert, sollte so eine Mentalität mitbringen. Das Buch "Blind Side" sowie der gleichnamige Film (Oscar und Golden Globe für Sandra Bullock) änderten diese Sichtweise. Im Mittelpunkt steht Michael Oher: Der arme schwarze Jugendliche wird von einer reichen weißen Familie aufgenommen und schafft es dank der Tuohys bis in die NFL.

Der echte Michael Oher, 2013 mit den Baltimore Ravens bereits Super-Bowl-Sieger, mag den Streifen gar nicht, da er seines Erachtens nach falsch dargestellt wird und lieber nur als Footballer wahrgenommen werden will. Sein Job im Super Bowl 50 (am Sonntag, 07.02., live ab 23:10 Uhr auf Puls 4) ist schwer genug: Der Left Tackle der Carolina Panthers muss im Levi's Stadium von Santa Clara Quarterback Cam Newton vor der furiosen Defensive der Denver Broncos schützen, allen voran den beiden Linebackern Von Miller und DeMarcus Ware.

"Superman" zum Anfassen

Wenn Oher der Bodyguard ist, ist Newton der Superstar: charismatisch, selbstbewusst und fast immer ein Lächeln auf den Lippen. Der dynamische Modellathlet (1,96 Meter, 111 Kilogramm) wird in der Nacht auf Sonntag ziemlich sicher als wertvollster Spieler der Liga ausgezeichnet werden. Mit seinen ausufernden Jubelposen hat sich der "Superman" aber nicht nur Freunde gemacht – auch wenn der Neo-Papa (Sohn Chosen Sebastian wurde zu Weihnachten geboren) nach jedem Touchdown seinen kleinen Fans Bälle schenkt. Newton trocken: "Wer mich nicht in der Endzone tanzen sehen will, soll mich halt nicht hineinlassen."

Das Erbe des Altmeisters

Peyton Manning
Peyton Manning © AP

Newtons Gegenüber bei den Broncos, Peyton Manning, ist auch sein völliges Gegenstück: Der 39-Jährige absolviert seinen vierten Super Bowl, mit dem vierten Trainer. Viel wird dieser Tage wieder über sein "Vermächtnis" geschrieben: In der Regular Season der beste Quarterback aller Zeiten, in den Play-offs oft sehr schwach, könnte der Altmeister mit dem zweiten Titel nach 2007 am Karriereende alle Kritiker endlich zum Schweigen bringen. Aber: Manning muss eigentlich niemandem mehr etwas beweisen.

STEFAN TAUSCHER