Weltmeister Hamilton war zuletzt Anfang September in Monza auf dem besten Startplatz gestanden. Der dreifache Weltmeister und Vorjahressieger, der auch im dritten Training am Vormittag wegen eines Drehers die Bestzeit verpasst hatte, muss die Eroberung seiner 50. Qualifying-Bestzeit auf die nächste Saison verschieben. "Ich kam mit dem Auto nicht zurecht, und Nico war heute zu schnell", war sein knapper Kommentar nach dem Training.

Rosberg hat nun bereits 22 Pole Positions auf seinem Konto und zog in der ewigen Bestenliste damit mit Fernando Alonso gleich. In die Top 10 und zu den ehemaligen Weltmeistern Niki Lauda (AUT) und Nelson Piquet (BRA) fehlen dem 30-jährigen WM-Zweiten noch zwei Bestzeiten. "Ich habe wirklich eine coole Runde erwischt", sagte Rosberg, der am Sonntag seinen dritten Sieg in Serie anstrebt.

Landet das Mercedes-Duo einen Doppelsieg, würde es seinen Punkterekord aus der vergangenen Saison verbessern, obwohl es vor einem Jahr beim Saisonfinale doppelte Punkte gegeben hatte. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gab seinem Gespann Grünes Licht für ein Rennen ohne taktische Vorgaben, es sei aber mit der nötigen Vorsicht zu fahren. Für Rosberg geht es um den dritten Sieg in Serie bzw. den totalen Triumph in der von ihm nach dem Fallen der WM-Entscheidung ausgerufenen "Mini-WM".

In der zweiten Reihe stehen Ferrari-Fahrer Kimi Räikkönen und Sergio Perez im Force India-Mercedes. Für den Mexikaner bedeutete dies die Egalisierung seiner Trainingsbestleistung. Der vierfache deutsche Ex-Weltmeister Sebastian Vettel schied im Ferrari wie schon im Juni in Kanada im Q1 aus und wurde nur 16. In Kanada beklagte er ein Motorenproblem, diesmal war es einfach die Tatsache, dass sich Ferrari verkalkuliert hatte. "Wir dachten, ich sei schnell genug. Aber das war nicht so."

Für das Red-Bull-Team reichte es zu den Plätzen fünf durch den Australier Daniel Ricciardo und neun durch den Russen Daniil Kwjat. Ricciardos Rückstand auf Rosberg betrug gut 1,2 Sekunden. Vom Zweitteam Toro Rosso platzierten sich der Spanier Carlos Sainz und der Niederländer Jos Verstappen auf die Positionen zehn und elf. Der spanische Ex-Weltmeister Fernando Alonso wurde nur 17., fünf Plätze hinter seinem englischen McLaren-Teamkollegen Jenson Button.

Am Rande hatte Mercedes beim Weltverband (FIA) offiziell eine "Anfrage" hinterlegt, um Klarheit betreffend der limitierten Windkanal- und CFD-Supercomputer-Nutzung zu bekommen. Die "Silbernen" vermuten, dass sich die "Roten" dank des US-Technikpartners Haas - steigt 2016 mit einem eigenen Team in die Formel 1 ein - Vorteile erschlichen haben.

Das heißt, Ferrari habe mit dem Austausch von Ingenieuren nicht nur die teameigenen erlaubten 25 Windkanal-Stunden wöchentlich genutzt, sondern auch in Amerika vor allem im Hinblick auf die nächste Saison Aerodynamik-Studien machen lassen.