Formel 1 Langeweile! Weil Mercedes nach Belieben siegte, Ferrari nie richtig aufschließen konnte. Und der Rest ohnehin nur hinterher fuhr. Die Formel 1 als Schlaftablette? Die Kritiken an der so genannten Königsklasse des Motorsports wollten heuer nie verstummen. Die Silberpfeile rasten auch wirklich von Sieg zu Sieg, Lewis Hamilton war in Austin Weltmeister und Mercedes-Teamchef TotoWolff musste sich für die Überlegenheit fast entschuldigen. Nicht nur einmal in diesem Jahr. Dazu beteuerte er auch immer wieder die Stärke der Gegner. Mercedes lieferte einen Traumjob ab, wurde dadurch aber zur Zielscheibe.

Es ist aber noch besser, als wenn gleich der ganze Sport infrage gestellt wird. Dazu kommt die Hybrid-Formel, die niemand mehr versteht. Schon gar nicht der Fan an der Rennstrecke. Die Motorentechnik sei zu kompliziert. Wenn nicht einmal Weltkonzerne wie Renault oder Honda die Aufgabe lösen können. Deshalb hoffte Red Bull bis zum Schluss, dass die FIA der Hybridtechnik abschwört. Dem widerspricht natürlich Mercedes, aus purem Eigennutz. Kein Wunder: denn wer gewinnt, der würde am liebsten alles so lassen wie es ist. Keiner war so gut für die neuen Antriebsquellen gerüstet wie die Marke mit dem Stern. Renault wurde einfach auf dem falschen Fuß erwischt und ging die Sache mit zu wenig Leuten, zu wenig Geld und zu wenig Test- und Vorlaufzeit an. Das konnte nicht gut gehen.

Red Bull wollte bis zum Schluss noch alles ändern. Auch kein Wunder: dem schnellen Aufschwung an die Spitze der Formel 1 folgt der Absturz ins Mittelfeld. Und man drohte unverblümt mit dem Ausstieg. Gleich mit beiden Teams. Der Verlust von vier Autos wäre für die Formel 1 ein Desaster gewesen. Platzende Motoren, in Qualmwolken gehüllte ausrollende Boliden sind schlecht fürs Image. So gerieten Red Bull und Motorenlieferant Renault immer mehr in einen Teufelskreis. Die Suche nach der verlorenen Leistung verzögerte sich immer wieder, die Schuldzuweisungen wurden immer lauter. Die größte Bremse steckt im Heck, meckerte Red Bull in Richtung Renault. Dann kam die Kündigung von Red Bull, ohne dass man sich in Fuschl zuvor konkret um einen anderen Lieferanten gekümmert hat. Mercedes, Ferrari, Honda - alle fielen um. Das Ausstiegsszenario nahm bedrohliche Ausmaße an. Beobachter wollen in dieser Saison aber eine Wandlung bei Red Bull festgestellt haben. Der Rückfall in die Normalität soll dem Team gutgetan haben. Es menschelt wieder.

In Abu Dhabi wurde von einem neuen Motorendeal gesprochen. Teamchef Horner bestätigte einen neuer Vertrag. Details sollen in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Es sollte aber doch wieder ein Renault-Motor sein, weiter entwickelt von Mario Ilien. Und es wird auch nicht ganz ausgeschlossen, dass Red Bull 2017 doch Mercedes-Motoren bekommt. Weil die Renault-Zukunft noch immer stockt.

Die Talfahrt in der Publikumsgunst wurde etwas abfangen. Zumindest ist die Formel 1 wieder schneller geworden. Durch die Umstellung von den 8-Zylinder-Motoren auf die V6-Turbo rückte die Eliteklasse in die Nähe der GP2-Serie. Die Top-Speeds, die in diesem Jahr erreicht wurden (über 355 km/h in Monza) zeigten, das man sich wieder in Richtung Vollgas-Modus bewegt. Auch die Rückkehr des GP von Mexiko besserte das Image auf. Die Spritztour durch ein Baseball-Stadion lieferte tolle Bilder inklusive La-Ola-Wellen. Positiv aufgefallen ist Max Verstappen. Er hat zwar keinen Führerschein, der 17-jährige Niederländer konnte aber mit tollen Überholmanövern beeindrucken.
Den Absturz der Saison lieferten Fernando Alonso, Jenson Button und McLaren. Vom Ruhm der ehemaligen Weltmeistern und Seriensiegern blieb nichts übrig. Motorenpartner Honda bekam die komplizierte Hybrid-Technik nicht in den Griff. Die Stars von früher fuhren nur hinterher.

Für die Zukunft hat man heuer schon Weichen gestellt. Die Formel 1 bekommt wieder einmal einen neuen Motor, nur mit einem kinetischen Energierückgewinnungssystem (KERS). Aber erst ab der Saison 2018. Bis zum 15. Jänner sollen die Rahmenbedingungen benannt werden. Und die Strategiegruppe hat sich auf einen neuen Look geeinigt. Die Boliden sollen schneller, aggressiver und schöner werden.

GERHARD HOFSTÄDTER

Die besten Fotos des Jahres