Oder auch ganz. Denn von den elf vergangenen Monaco-Rennen hat zehn Mal der Mann auf dem besten Startplatz später vor Reich und Schön auch den Siegerpokal gestemmt und die berühmten Worte aus dem Mund des Fürsten vernommen. Zuletzt war das zwei Mal in Folge Nico Rosberg, der 2013 und 2014 in seiner Wahlheimat triumphiert hat.

Diesmal kommt der Mercedes-Vizeweltmeister aus Deutschland mit 20 Punkten Rückstand in den Ort, in dem er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist. In Übersee teilweise von Lewis Hamilton an der Nase herumgeführt, hat Rosberg kürzlich beim Europa-Start in Barcelona das Momentum wieder an sich gerissen und mit dem ersten Saisonsieg - vor Hamilton - seinen Rückstand auf den englischen Weltmeister auf 20 Zähler reduziert.

Ähnlich war es schon im Vorjahr gelaufen. Mit seinem Sieg in Monaco übernahm Rosberg damals dann auch um vier Punkte die WM-Führung vor Hamilton. Das kann theoretisch auch diesmal passieren, wenn Hamilton nicht ins Ziel kommt. Angesichts der Dominanz und Standfestigkeit der Silberpfeile ist das aber sehr unwahrscheinlich.

"Wir haben in Spanien ein perfektes Wochenende erlebt. Für mich war es gut, den Punkteabstand etwas zu verkleinern. Die Saison ist noch lang und alles ist offen", machte Rosberg seinen neuen Optimismus öffentlich. "Monaco ist die legendärste, spannendste und anspruchsvollste Strecke von allen. Für mich ist es ein Heimrennen und es ist seltsam, zur Strecke zu laufen oder mit dem Roller hinzufahren. Es ist aber auch sehr cool, jede Nacht im eigenen Bett schlafen zu können", erklärte der 29-jährige Weltmeister-Sohn.

Das Ballyhoo zwischen den beiden Mercedes-Fahrern wurde schon am Mittwoch eröffnet, als Hamilton seine Vertragsverlängerung mit dem Team für drei Jahre bekannt gab. Der Stallkrieg zwischen den beiden war im Vorjahr in Monaco erstmals so richtig eskaliert, nachdem Rosberg mit seinem "Verbremser" im Qualifying eine Gelb-Phase ausgelöst und so verhindert hatte, dass ihm Hamilton noch die Pole wegschnappen konnte.

Und die beste Startposition ist in Monaco so wichtig wie bei keinem anderen Rennen, denn auf dem engen Stadtkurs ist Überholen praktisch unmöglich. Angeblich hat Hamilton bereits sichergestellt, dass er diesmal vor Rosberg in das entscheidende Qualifying geht.

Zwar ist Hamilton der einzige Fahrer, der Monaco in den vergangenen elf Jahren (2008) nicht aus der Pole gewonnen hat, dennoch hat ihm die Strecke bisher nicht allzu viel Glück gebracht. "Ich hatte auch in Barcelona nicht mein bestes Wochenende. Platz zwei war somit als Schadensbegrenzung in Ordnung", hakte der Weltmeister den Europa-Start endgültig ab.

Seine Konzentration gelte nun dem 62. Grand Prix von Monaco. "Als Fahrer ist es die größte Herausforderung des Jahres. Man muss überall millimetergenau fahren. Der kleinste Fehler kann dein gesamtes Wochenende ruinieren", weiß der WM-Leader.

Hamilton sprach damit die sattsam bekannten Spielregeln für Monaco an. Auf dem engsten und langsamsten Kurs des Jahres ist mechanischer Grip alles. Pirelli bringt daher erstmals in diesem Jahr den rot markierten Supersoft-Reifen zum Einsatz, die Teams schrauben die stärksten Abtriebspakete auf die Autos.

Beim seit 1929 gefahren Rennen (ab 1950 in der WM) durch die beiden Monaco-Bezirke Monte Carlo und La Condamine steigt das erste Training schon am Donnerstag, der Freitag ist frei und die Strecke wie jeden Abend offen für den Normalverkehr. Der nur 3.340 km lange und rutschige Straßenkurs mit seinen 19 Kurven ist mit insgesamt 21 Kilometern Leitplanken abgesichert. Für Donnerstag ist zudem Regen angesagt.

Ob und wie sehr Ferrari, Williams oder Red Bull 2015 die überlegenen Silberpfeile fordern können, wird sich zeigen. Fernando Alonso, neben Rosberg der einzige aktuelle Fahrer mit mehr (2) als einem Monaco-Sieg, hat andere Träume. Er ist überzeugt, dass es im Fürstentum die ersten WM-Punkte für den nun mit Honda-Antrieb fahrenden und bisher schwer geschlagenen McLaren geben wird.

Mit Alonso, Rosberg, Hamilton, Sebastian Vettel, Jenson Button und Kimi Räikkönen sind 2015 insgesamt sechs Monaco-Grand-Prix-Sieger am Start. Rekordgewinner ist immer noch der Brasilianer Ayrton Senna mit sechs Triumphen. Von den vier Rookies im Feld ist nur Toro-Rosso-Junior Max Verstappen noch nie in einem Formel-Auto im Fürstentum gefahren.