Österreichs Nationalteam kann seine Ausgangsposition oin der EM-Qualifikation mit einem Auswärtssieg in Liechtenstein weiter verbessern. Die Gastgeber werden, so wird allgemein beteuert, keinesfalls unterschätzt. Die rot-weiß-rote Auswahl kann aber in Vaduz mit starker Unterstützung von Publikumsseite rechnen. Es werden nämlich mehr Österreicher als Liechtensteiner erwartet. Zwar wurde nur eine Tribüne dem ÖFB überlassen, aber viele Plätze auf den anderen Rängen gelangten Online nach Österreich.

Im Falle eines Sieges  würde der Spitzenreiter der Qualifikationsgruppe G dem Ticket für die Endrunde 2016 in Frankreich ein Stück näher rücken. Dafür bedarf es laut Teamchef Marcel Koller aber einer hoch konzentrierten Leistung. Vor allem in punkto Chancenauswertung müsse die ÖFB-Auswahl hellwach sein, forderte der Schweizer. "Wichtig ist, dass wir die Chancen, die wir bekommen, gleich verwerten." Ansonsten könnte den Österreichern gegen tief stehende Liechtensteiner die Zeit davonlaufen. "Sie werden kompakt verteidigen, gut verschieben und auch bei 0:1 nicht aufmachen, sondern ihr Glück bei Standard-Situationen und Kontern versuchen", vermutete Koller.

Das Wort "Pflichtsieg" wollte der Teamchef nicht in den Mund nehmen. Dafür sprach der Schweizer über "Einstellung, Konsequenz, Konzentration und Geduld" - seiner Meinung nach die entscheidenden Faktoren für einen Sieg gegen die Nummer 123 der FIFA-Weltrangliste.

"Holpriger" Rasen

Dsa Match wird auf nicht idealem Boden über die Bühne gehen. Koller ist bei der Besichtigung sofort der "etwas holprige Rasen" im Rheinparkstadion aufgefallen. Spielerisch überlegene Mannschaft haben üblicherweise dadurch einen kleinen Nachteil. Aber spielentscheidend sollte dies doch nicht sein.

Trotz der klaren Favoritenrolle werde seine Mannschaft den Gegner nicht unterschätzen, beteuerte Koller. "Die Spieler sind fokussiert. Die Stimmung ist gut, aber nicht überheblich. Sie glauben nicht, dass sie locker drei Punkte holen werden."

Sieben Einheiten

Der 54-Jährige absolvierte mit David Alaba und Co. in den vergangenen vier Tagen sieben Einheiten auf dem Platz, in denen vor allem Regeneration und Taktik im Vordergrund standen. Dazu gab es für die Spieler intensives Videostudium des Gegners.

Die Spielweise der Liechtensteiner ist nun hinlänglich bekannt, allerdings werde man sich vor allem auf die eigenen Stärken fokussieren. "Wir müssen versuchen, unser Spiel zu spielen - kurze Ballkontakte und viel Bewegung", betonte Koller.

Sollte es auf spielerische Weise nicht gelingen, den Gegner auszuhebeln, bliebe im Finish noch das "Notfallpaket", wie es Koller nannte. In diesem Fall könnte man mit langen Bällen nach vorne agieren. "Aber ich denke nicht, dass so etwas in diesem Spiel gut wäre, weil dann der Ball oft beim Gegner oder im Out ist", erklärte der Nationaltrainer, der in Vaduz wohl auf den kompletten Kader zurückgreifen kann. Lediglich Stefan Ilsanker und Veli Kavlak haben mit kleinen Blessuren zu kämpfen, dürften aber rechtzeitig fit werden.

Bei einem Sieg in Vaduz würde die ÖFB-Auswahl drei Erfolgsserien prolongieren. Derzeit steht die Bilanz bei jeweils drei Pflichtspiel- und Auswärtssiegen en suite. Außerdem erzielten die Österreicher in ihren jüngsten zwölf Länderspielen immer zumindest ein Tor.

Von diesen Statistiken hält Koller jedoch relativ wenig. "Ich mache mir nicht Gedanken darüber, ob wir viermal hintereinander gewonnen haben, sondern dass wir gegen Liechtenstein drei Punkte holen", meinte Koller.

Sein Team wird im Rheinpark Stadion in Vaduz von zahlreichen Fans unterstützt - einige von ihnen kauften sogar das komplette Abo für alle Liechtenstein-Heimspiele in der EM-Qualifikation, nur um beim Match gegen Österreich dabei sein zu können. "Darüber freuen wir uns, und das bedeutet für uns auch die Pflicht, 90 Minuten lang Vollgas zu geben", sagte Koller.