Mit stolzgeschwellter Brust betrat Bunabass Ceesay am 3. Mai 2014 den Rasen im Askö-Stadion in Graz Eggenberg. Der Flüchtling trug an diesem Tag zum ersten Mal das Dress des GAK. In der 1. Klasse Mitte A, der untersten Klasse im steirischen Fußball, feierte er mit seinen neuen Kollegen einen 6:1-Sieg über den ESK Graz. Die lange Reise, die am 5. Jänner 2012 in einem Flüchtlingsboot an der Küste Gambias begonnen hat, war beendet. Das Leben in seiner afrikanischen Heimat „war einfach schrecklich“. Nach dem Tod seines Vaters musste der Halbwaise nach massiven Drohungen um sein Leben fürchten.

Das Flüchtlingsboot legte in der Türkei an und sein Weg führte ihn mit einem Zwischenstopp in Griechenland zu Fuß monatelang bis nach Österreich. „Gegessen habe ich, was ich im Wald gefunden habe oder Menschen mir geschenkt haben.“ Nach einer Zeit im Flüchtlingslager Traiskirchen wurde er nach Gratwein in ein Heim für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge geschickt.

Ein Probetraining bei den Athletikern hat schließlich gereicht, um Trainer Gernot Plassnegger zu überzeugen. „Vor uns stand ein Flüchtlingskind, das unbedingt spielen wollte“, erzählt Plassnegger, „er war schnell, aber bei der Ballbehandlung und der Taktik vollkommen ungeschult.“ Dennoch spielte sich der Gambier schnell in die Herzen der roten Gemeinde und nach zwei Meistertiteln (1. Klasse und Gebietsliga Mitte) stehen die Zeichen nun auf Abschied: Ceesay hat einen Amateurvertrag beim WAC unterschrieben. Auf Leihbasis wird er für ein Jahr bei den Lavanttalern spielen. „Es war immer mein Traum, Profi zu werden. Beim WAC stimmen die Perspektiven“, sagt er. Das erste Probetraining bei dem Bundesligisten hatte er vor knapp einem Jahr.

Chance bei den Amateuren

Spielen wird er bei den Amateuren in der Regionalliga, aber für Cheftrainer Didi Kühbauer ist er kein Unbekannter: „Ich halte ihn für einen sehr guten jungen Spieler. Vor allem ist er sehr schnell. Er war bei mir im Training mit dabei, da haben wir ihn genau angeschaut. Ich glaube, dass er gut zu unseren Amateuren passen würde.“

Neben den Kärntnern waren noch andere Vereine an seinen Diensten interessiert, ein konkretes Angebot gab es aus der Regionalliga. „Der WAC ist ein toller Bundesligaklub mit vielen Fans“, sagt Ceesay, der das Polytechnikum positiv abgeschlossen hat, „ich will die Sprache noch besser lernen und mich weiterentwickeln.“

Obwohl er beim WAC seinem Profi-Traum ein Stückchen nähergekommen ist, fällt ihm der Abschied vom GAK nicht einfach. „Ich liebe diesen Klub, seine Spieler und seine Fans. Der GAK ist in dieser Zeit wie eine Familie für mich geworden.“

Entwicklung

„Natürlich hat Ceesay noch Schwächen, aber die darf man ihm in diesem Alter noch zugestehen“, sagt Kühbauer. Vor allem im defensiven Bereich muss er noch viel dazulernen. Plassnegger: „Er hat sich bei uns weiterentwickelt, aber er muss weiterhin an sich arbeiten. Die Luft wird in Wolfsberg sicher dünner.“ Auf der linken Seite ist der 19-Jährige am besten aufgehoben.

„Vielleicht kann er zwischendurch einmal mit der Kampfmannschaft mittrainieren“, sagt Kühbauer, „aber ich verspreche niemandem etwas. Wenn er sich bei den Amateuren beweist, besteht wie für jeden anderen Spieler die Möglichkeit, dass er in die erste Mannschaft hochgezogen wird. Aber zuerst warten wir einmal ab, wie er sich entwickelt.“

GEORG MICHL, UWE BLÜMEL