Vergeblich gestaltete sich bis vor Kurzem im Kader des WAC die Suche nach einem aktuellen Nationalspieler. Dieser Umstand hat sich nun schlagartig geändert. Stephan Palla scheint im vorläufigen Aufgebot der Philippinen für die Qualifikationsspiele für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland auf.


Wie es dazu kam, dass der Linksverteidiger, der insgesamt 33 Mal das Trikot diverser ÖFB-Nachwuchsauswahlen trug, ist schnell erklärt. "Ich wurde im Winter das erste Mal vom Trainer der Philippinen kontaktiert und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, für das Land zu spielen", erzählt Palla. Der 26-Jährige wurde zwar im niederösterreichischen Mauerbach geboren, seine Mutter stammt jedoch vom südostasiatischen Inselstaat, "daher ist mir auch gesagt worden, dass der Erhalt der Staatsbürgerschaft kein Problem für mich darstellen sollte". Nach einem weiteren Gespräch gab der im Rapid-Nachwuchs ausgebildete Defensivspieler sein Einverständnis.

Prominenter Trainer

Beim Weltranglisten-134. würde Palla mit Thomas Dooley unter den Fittichen eines bekannten Ex-Kickers stehen. Der 54-jährige Deutsch-Amerikaner absolvierte während seiner aktiven Karriere für Homburg, Kaiserslautern, Leverkusen und Schalke insgesamt 199 Spiele in der deutschen Bundesliga. Zuletzt hatte der WAC-Spieler mit Dooley vor einer Woche telefonisch Kontakt. "Er hat mir gesagt, dass ich beim nächsten Lehrgang für die zwei Qualifikationsspiele dabei bin", sagt der Neo-Teamspieler, auf den in den kommenden Wochen ein interessantes Programm wartet.


Zunächst trifft die philippinische Elf am 11. Juni zu Hause in Bulacan auf Bahrain, ehe fünf Tage später auswärts in Doha ein Duell mit dem Jemen wartet. "Ehrlich gesagt weiß ich von den Gegnern noch gar nichts", gibt Palla, auf den nicht nur fußballerisches Neuland warten würde, zu bedenken. Sein letzter Besuch in der Heimat seiner Mutter liegt bereits mehr als 20 Jahre zurück, "mit meinen Tanten und Onkeln haben wir seither über das Internet Kontakt gehalten".
Mit dem überstreifen des Trikots der "Azkals", wie die philippinischen Fußballer von den Fans gerufen werden, schließt sich für Palla zugleich das Kapitel ÖFB. "Natürlich ist das österreichische Nationalteam das Ziel eines jeden Spielers, aber man muss auch realistisch sein", sah der Abwehrspieler keine Chance auf Einsätze in der Koller-Elf.

Bürokratische Hürde

Gänzlich geklärt ist Pallas zukünftige Teamkarriere aber noch nicht. „Ich muss mich noch informieren, ob eine Doppelstaatsbürgerschaft möglich ist, weil die österreichische möchte ich nicht aufgeben“, droht dem Abenteuer Philippinen noch ein jähes Ende.

UWE BLÜMEL