Ja, es ist natürlich in erster Linie ein Spielerschicksal, aber der Trainer leidet mit, auch körperlich. Didi Kühbauer könnte vor lauter Zorn auf- und niederhüpfen, doch er hätte keine Chance gegen den Ball, der springt, als wären auf einem ebenen Plastikboden willkürlich Noppen angebracht. Und selbst ein der edleren Form des Kicks Zugeneigter ist mitunter zum Scheitern verurteilt. „Ich glaub’, der ist ein Techniker, aber da kann ich ihm keine Schuld geben“, kommentiert Kühbauer Jacobos Fehlversuch im Bändigen der wildgewordenen Kugel.


Dabei hat der Tag gut begonnen, denn die Verdauungsphase nach dem hinuntergewürgten Wiener-Neustadt-Match ist vorbei und hat einer gewissen Vorfreude auf das Abenteuer Salzburg Platz gemacht. Die Kicker versuchen, den Anleitungen des Trainers und dann dem Ball zu folgen, beides gelingt nicht immer. Kühbauer, eigentlich gut gelaunt, wird in heiklen Situationen für kurze Momente zum Wut-Trainer. „Is des so schwer?“, fragt der Trainer mit stark angeschwollenem Stimmpegel in Richtung eines Spielers, der offenbar die Übung nicht korrekt zu Ende gedacht hat. „Was habe ich gesagt? Beim achten Mal wegdrehen“, wiederholt er folglich die Anweisung. Wenn es sein muss, auch auf Englisch mit burgenländischem Einschlag, für den Ungarn Attila Simon oder den Serben Nemanja Rnic.


Doch der wahrhaftige Ärger überfällt Kühbauer, wenn er sich genötigt sieht, die Spielflächen auf dem Trainingsgelände neben der Lavanttal-Arena zu behandeln. „Das ist kein Platz, sondern ein Krautacker zum Quadrat, und darauf müssen wir trainieren. Es grenzt an ein Wunder, was meine Spieler leisten. Aber Hauptsache, wir haben bei jedem Bundesliga-Match 17 Kameras“, startet der WAC-Trainer gleich einen Frontal-Angriff. „Das betrifft ja nicht nur uns, die Infrastruktur ist ein Grundübel in ganz Österreich.“


Der Trainer kann und will ja wirklich nicht seinen Klub attackieren, aber laut Vertrag mit der Gemeinde Wolfsberg ist der WAC zuständig für Instandhaltung und Sanierung der Anlagen. Präsident Dietmar Riegler hat jedoch bisher schon einige Millionen in die Infrastruktur (z. B. Gegentribüne) investiert. Wie viel ist da noch zumutbar? Aber der Platz ist tief und mit Mulden gepflastert, der Grasbewuchs reine Willkür. Das Training des ohnehin schon mehrfach angeschlagenen WAC ist permanent von erhöhter Verletzungsgefahr begleitet und prompt windet sich Joachim Standfest im Morast, greift sich an die schmerzende Achillessehne. Doch alles scheint intakt zu sein.


Im Trainingsspiel als nicht unwesentlichen Teil der Vorbereitung auf das Sonntags-Duell mit dem Tabellenführer führt jedenfalls leicht auch der Zufall Regie und oft nützt die beste Vorahnung in puncto Ballverhalten nichts. Um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen, zitiert Kühbauer einen prominenten Kollegen. „Der Arsene Wenger (Trainer von Arsenal London, Anm.) hat gesagt, du kannst nur dann besser werden, wenn du auf einem guten Platz trainierst. Ich sage das nur, weil es sonst wieder heißt, der Didi tuat nur jammern.“ Und dann verpackt der Trainer ein pauschales Lob an seine Spieler geschickt in seine als Monolog angelegte Grundsatzdebatte. „Wenn du auf dem Platz besser wirst, bist a Künstler.“ Wenn der WAC wieder dort anknüpft, wo er vor einigen Wochen aufgehört hat, dann darf er sich also getrost „Künstler-Verein“ nennen.
Ein Glück, dass der Winter noch nicht Besitz ergriffen hat von der Lavanttal-Arena, denn zumindest der Haupt-Spiel-Platz ist gut gepflegt und derzeit voll tauglich. Aber bis zum letzten Heimspiel vor der Winterpause gegen Rapid Wien am 7. Dezember kann noch einiges passieren.

HUBERT GIGLER