Im November 2014 sagte Michael Madl zu seiner Vertragsverlängerung: „Ich bin bei Sturm geblieben, um etwas zu erreichen, und nicht, um irgendwo hinten herumzuschwimmen.“ Hatte der Kapitän eine Vorahnung? „Nein, hatte ich nicht. Ich habe lediglich erkannt, dass diese Mannschaft Potenzial hat. Und wie wir jetzt sehen, bin ich gar nicht so falsch gelegen. Geduld, Kontinuität und gute Arbeit haben sich bezahlt gemacht“, sagt der 27-Jährige.

Der aktuelle Erfolgslauf von sieben Siegen bei einer Niederlage in den jüngsten acht Spielen ist nach Auskunft von Madl ein Zeichen von Qualität und der passenden Einstellung aller Protagonisten. Jeder kämpfe für jeden, alle sind sich der Chance in der heurigen Saison bewusst. Tabellenrang zwei bleibt im Visier der Grazer und würde einen Startplatz in der Champions-League-Qualifikation bedeuten. Die ausstehenden sieben Begegnungen sind allesamt als Endspiele zu werten. Also auch die heutige Partie in Wiener Neustadt. „Wir werden Neustadt sicherlich nicht unterschätzen. Und wir müssen auf ihre schnellen Konterstöße aufpassen. Rauter und Hellquist sind gefährlich“, sagt Madl.

Sein heutiger Einsatz gegen die Niederösterreicher war durch Adduktorenprobleme in dieser Woche gefährdet. „Aber es geht“, sagt der Kapitän noch vor der Abreise. Da Vormittagstraining musste er aber abbrechen, damit fehlt Madl, der die meisten Bälle aller Bundesliga-Spieler abfing (102) und die meisten klärenden Aktionen (223) vollbrachte. Hören also alle auf sein Kommando als Abwehrchef? „Natürlich versuche ich, mit Kommandos einzugreifen. Das erspart allen von uns Laufwege und ist kräfteschonend. Aber wir helfen uns gegenseitig“, sagt einer, der die Chefrolle auf dem Platz längst übernommen hat, diese aber nicht an die große Glocke hängen möchte.

Als typischer „Sechser“ im Mittelfeld rückte Madl vor zwei Jahren in die Innenverteidigung zurück. Mit dem Schritt nach hinten zündete der Judenburger seinen Leistungsturbo, ist aus Sturms Defensive nur schwer wegzudenken. Von den bisherigen 29 Spielen verpasste Madl nur zwei. Und auch heute sollte er nicht fehlen. Dass er Trainingseinheiten ausgelassen hat, war nur eine Vorsichtsmaßnahme. Martin Ehrenreich aber wird heute ausfallen, er wird von Wilson Kamavuaka ersetzt.

PETER KLIMKEIT