Zur glorreichen Zeit des FC Wacker Innsbruck gehörte er zum Stammpersonal in der Verteidigung, beim österreichischen Nationalteam zählte er ebenso zu den Stützen: Werner Kriess. In seinem rund zehnjährigen Engagement bei den Tirolern holte er zwischen 1968 und 1979 fünf Titel und fünf Cupsiege.

In einem Interview mit dem "Kurier" spricht Kriess nun offen über seine Zeit als aktiver Fußballer und das Thema Doping. "Die Biathleten haben Tranquilizer verwendet, um beim Schießen ruhig zu bleiben", erklärt Kriess, dass Doping damals in vielen Bereichen angewandt wurde. Schwerathleten hätten "geschluckt wie die Narren." Er gibt zu, auch selbst gedopt zu haben. "Es hat geheißen: ,Wir nehmen das jetzt, weil es die anderen auch nehmen. Weil so blöd sind wir ja nicht, dass wir das nicht auch könnten.‘ Wir waren in Innsbruck ja nicht die einzigen. Es ist zwar nicht viel darüber geredet worden, aber alle haben gewusst, was los ist. Es ist schon anzunehmen, dass diese Sachen ziemlich flächendeckend genommen wurden."

Tabletten & Cognac

Die Tablette "Captagon" wurde häufig genommen. "Das hat aufgeputscht, du warst dann halt richtig überdreht und ewig munter, und hast die ganze Nacht nicht geschlafen." Man habe jedoch nicht ständig auf die aufputschenden Mittel zurückgegriffen. "Das wurde ganz gezielt eingesetzt. Aber wir haben das nicht vor jedem Match genommen, sondern hauptsächlich vor Europacupspielen und vor den schwierigen und entscheidenden Partien in der Liga." Andere griffen überhaupt zu anderen Mitteln und "haben vor dem Match lieber zwei Gläser Cognac getrunken."

Das schlechte Gewissen oder die Gefahr, ausgeforscht zu werden, hätte den 67-jährigen Kärntner und seine Teamkollegen damals nie geplagt. "Es gab damals keine richtigen Dopingkontrollen." Schon damals hätte man die Blutwerte entsprechend überprüfen können, Kriess kann sich aber nicht erinnern, jemals kontrolliert worden zu sein - "obwohl es geheißen hat, dass sie Stichproben machen."

"Mehr Placebo als professionelles Doping"

Viele Spieler griffen damals zum Doping, ist sich Kriess sicher. Wenngleich er nicht glaubt, dass die Captagon-Tabletten tatsächlich wirkten. Man habe zwar die ganze Nacht nicht geschlafen, aber "wegen dem ganzen Adrenalin schläfst du als Fußballer nach Partien sowieso nie gut." Heute ist sich der ehemalige Verteidiger sicher: "Das war mehr Placebo und alles andere als professionelles Doping, wir hätten unsere Erfolge auch ohne diese Mittel gefeiert."