Fußball-Romantiker halten derzeit die Daumen fest gedrückt. Im Titelkampf der englischen Premier League führt 13 Runden vor Schluss sensationell Leicester City mit fünf Punkten Vorsprung die Tabelle an. Ausgerechnet jener Klub, der im Vorjahr beinahe abgestiegen wäre. Dass ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs im Leicester-Trikot maßgeblichen Anteil am Erfolg hat, ist nicht der einzige österreichische Bezug.

Denn die Saison hat für die Engländer in Österreich begonnen, im südoststeirischen Bad Radkersburg. In der 3115-Einwohner-Idylle schlug der rund 45-köpfige Tross von 12. bis 17. Juli 2015 seine Zelte auf. Zum dritten Mal in Folge im „Hotel im Park“ – wie immer in die Wege geleitet durch die International Football Camps Styria (IFCS).

Zwieback als Geheimwaffe

Kein Wunder, dass Hoteldirektor Harald Eberhaut vom Erfolgslauf der Engländer angetan ist. „Das ist eine Sensation. Zu Beginn habe ich mir gedacht, dass es ein guter Start ist, der bald wieder vorbei sein würde. Doch jetzt sieht es wirklich gut aus mit dem Meistertitel“, sagt Eberhaut, der stolz darauf ist, dass sein Hotel so beliebt ist. „Wir haben Topklubs wie Dortmund oder Schalke bei uns gehabt. Bei uns passt das Gesamtpaket, vom Hotel bis zur Sportanlage. Bei uns können sich alle im Hotel und im gesamten Ort frei bewegen und Kaffee trinken. Diese Anonymität ist heute selten."

Wie ein Trainingstag ausgesehen hat? „Um 6 Uhr Tagwache, danach Zwieback und Tee. Nach einer 15-Kilometer-Radrunde Dusche und Frühstück. Und dann Vormittagstraining, Mittagessen, Fitnessraum, Nachmittagstraining und Abendessen. Zum Trainingsplatz sind sie mit den Rädern gefahren, das ist so üblich.“

Wie bei Trainingslagern üblich, war ein IFCS-Teambetreuer rund um die Uhr abgestellt, in diesem Fall Fabian Scheucher. „Ich fungiere als Bindeglied zwischen Mannschaft und Hotel. Egal, ob es um Zimmer, Wasser, Essen, Plätze, Busse geht oder jemand ins Krankenhaus muss – ich kümmere mich um alles“, sagt der 25-Jährige. „Von Leicester sind alle nett. Sie fühlen sich in Bad Radkersburg sehr wohl. Das ist keine Massenabfertigung.“
Für den Erfolgslauf hat der Südoststeirer eine Erklärung. „So hart wie Leicester habe ich noch kein Team trainieren gesehen. Es macht sich bezahlt“, sagt Scheucher, der sich auf das heutige Spiel zwischen Arsenal und Leicester freut. „Gewinnt Leicester, werden sie Meister.“

Die Radkersburger Luft

Gute Erinnerungen an das Sommer-Trainingslager hat auch IFCS-Medienbetreuer Martin Zwischenberger: „Die Radkersburger Luft hat Leicester sehr gut getan. Alle waren locker, freundlich und anspruchslos. Mitten unter den Gästen haben sich die Spieler am Swimming Pool gesonnt. Dieses Familiäre passt ideal mit dem Hotel zusammen.“ Dem kann auch Eberhaut nur zustimmen. „Christian Fuchs hat alle Autogrammwünsche erfüllt und auch mit allen geredet. Wahre Topspieler haben keine Star-Allüren“, sagt Eberhaut, der einen Wunsch hat. „Es wäre ein Traum, wenn im Sommer der englische Meister zu uns auf Trainingslager kommt.“

Kommt Leicester wieder?

Da trifft es sich gut, dass Klubvertreter von Leicester Anfang dieser Woche nach Österreich kommen, um mit IFCS-Geschäftsführer Kian Walizadeh zu verhandeln. Ob mit oder ohne Meisterteller – Bad Radkersburg ist gerüstet.