Real Madrid hat auf dem Weg zur erfolgreichen Titelverteidigung in derChampions-League einen Rückschlag hinnehmen müssen. Die Madrilenen verloren das Halbfinal-Hinspiel bei Juventus Turin 1:2 (1:1) und stehen im Rückspiel am 13. Mai im Bernabeu-Stadion gehörig unter Druck. Alvaro Morata (9.) und Carlos Tevez (58./Elfmeter) fixierten den überraschenden, aber verdienten Sieg.

Real gelang durch Cristiano Ronaldo (27.) immerhin das am Ende vielleicht entscheidende Auswärtstor. Dass der portugiesische Superstar mit seinem 76. Tor die alleinige Führung in der ewigen Champions-League-Torschützenliste vor seinem Barca-Dauerrivalen Lionel Messi (75) übernahm, war da ein schwacher Trost.

Der 30-Jährige hält nun bereits bei 54 Pflichtspieltoren in der laufenden Saison, davon neun in der "Königsklasse. Ansonsten war er aber bei der Juve-Abwehr gut aufgehoben und konnte sich genauso wie sein Sturmpartner Gareth Bale nicht wirklich gut in Szene setzen.

Für Real setzten sich damit mehrere Negativserien fort. In Turin haben sie sechs der jüngsten sieben Spiele verloren, auf italienischem Boden sind sie nun im Europacup schon acht Partien sieglos. Juve durfte sich hingegen nach dem am Samstag fixierten vierten Meistertitel in Folge über das nächste Erfolgserlebnis freuen und kann damit weiter vom Triplegewinn träumen.

Real-Coach Carlo Ancelotti konnte im Duell mit seinem Ex-Club auf den wieder fitten Bale bauen. Im Gegensatz zum sonst üblichen 4-3-3 setzte der Italiener diesmal aber auf eine 4-4-2-Formation. Bei der mit einer Viererkette angetretenen Juve-Truppe war etwas überraschend Stefan Sturaro dabei, der 22-Jährige ersetzte im Vergleich zum Viertelfinal-Rückspiel gegen Monaco den defensiveren Andrea Barzagli.

Etwas überraschend startete die "Alte Dame" alles andere als vorsichtig in die Partie, gab den Ton an und suchte das Heil in der Offensive. Einen Sturaro-Schuss konnte Real-Goalie Iker Casillas abwehren, ein Morata-Heber viel noch zu niedrig aus (7.). Zwei Minuten später musste Casillas aber bereits hinter sich greifen. Der Goalie-Routinier konnte einen Tevez-Schuss nur vor die Füße von Morata abwehren, der den Ball aus kürzester Distanz am langen Eck einschob. Der 22-jährige Stürmer verzichtete aus Respekt vor seinem Ex-Club, für den er bis Sommer 2014 gespielt hatte, auf einen Torjubel.

Moratas dritter Champions-League-Saisontreffer war so etwas wie ein Weckruf für die Gäste, die mehr und mehr besser in die Partie kamen und ihren Teil zu einem flotten, interessanten Match lieferten. Juve-Tormann Gianluigi Buffon wurde erstmals von einem Kroos-Weitschuss geprüft (12.). Ronaldo schoss nach Isco-Laufpass vorerst am langen Eck vorbei (24.). Die zweite schön herausgespielte Aktion der "Königlichen" brachte dann den Ausgleich. Nach Rodriguez-Flanke köpfelte Ronaldo fast auf der Torlinie stehend ein (27.).

Beide Clubs spielten munter nach vorne, näher dran am 2:1 war aber Real. Bei einem Flugkopfball von Rodriguez aus vier Metern rettete die Latte für Juve, im zweiten Versuch setzte Marcelo den Ball knapp über das Tor (41.).

Nach dem Seitenwechsel wurden die gefährlichen Aktionen rarer. Die Turiner, die diesmal nicht nur in der Defensive, sondern vor allem auch offensiv überzeugten, schlugen trotzdem zu. Nach einem Bilderbuchkonter entschied Schiedsrichter Martin Atkinson nach einem Duell von Tevez mit Daniel Carvajal im Strafraum wohl zu Recht auf Elfmeter, den der Gefoulte selbst souverän verwertete (57.). Der argentinische Serie-A-Schützenlisten-Führende stockte damit sein Champions-League-Saisontorkonto auf sieben Treffer auf.

Ancelotti reagierte mit der Hereinnahme von Javier Hernandez und der Umstellung auf das gewohnte 4-3-3, die erhoffte Wirkung blieb aber aus. Juve kämpfte verbissen und brachte den Vorsprung nicht unverdient über die Zeit. In der Schlussphase hätten die Italiener ihre Ausgangsposition sogar nochmals verbessern können, ein Kopfball von "Joker" Fernando Llorente aus guter Position fiel aber zu schwach aus (92.).

Juve hat nun also gute Karten wie im letzten direkten CL-Halbfinal-Duell mit Real 2003 erfolgreich zu bleiben. Damals hatte es nach einem 1:2 in Madrid einen 3:1-Heimsieg für die Italiener gegeben.