Einst war der kleine Josep Balljunge im Camp Nou, später erfolgreicher Profi und als Cheftrainer schließlich der Architekt einer der besten Mannschaften der Fußball-Geschichte. Eines Ensembles, das als Inbegriff des schönen Fußballs galt. Nun kehrt Pep Guardiola als Gegner ins katalanische Nationalheiligtum zurück.

"Es ist meine erste Rückkehr nach Barcelona, meinem Zuhause. Natürlich ist es speziell für mich", gestand der 44-Jährige vor dem Halbfinalduell seines aktuellen Clubs FC Bayern gegen seine langjährige Liebe FC Barcelona am Mittwochabend. Das Duell Pep gegen Barca vergrößert die ohnehin gewaltige Strahlkraft des Gigantentreffens noch einmal.

Es geht für den charismatischen Star-Coach nicht nur um sportlichen Ruhm, sondern auch um die Ehre. Der Katalane, der mit dem Credo vom ständigen Ballbesitz einst Lionel Messi und Co. von Titel zu Titel lenkte, wird sich nach den zwei Partien auch Bewertungen gefallen lassen müssen: Wie gut ist die einstige und durch Stars wie Neymar oder Luis Suarez entscheidend veränderte Gefolgschaft ohne ihren global bewunderten Trainer - und wie gut wird er sein aktuelles Team auf die Spiele einstellen.

Die Gefahr der Detailversessenheit

Schon im Vorfeld wird bewertet, geschätzt und orakelt. Gepriesen wird allseits die detailversessene Spielvorbereitung Guardiolas. Aber genau darin lauert womöglich eine Gefahr: Der ewige Grübler kennt den Gegner besser als jede andere Mannschaft auf der Welt. Er wird bei seinem Matchplan Variante um Variante durchspielen - und könnte sich darin verlieren.

Im Alter von 13 Jahren stieß der aus der 7.400-Seelen-Gemeinde Santpedor stammende Guardiola zu Barcelonas Jugendakademie La Masia. Mit 19 debütierte der defensive Mittelfeldspieler in der Liga. Zwei Jahre später gewann er 1992 unter Trainer Johan Cruyff den Europacup der Landesmeister. Im selben Jahr bejubelte er olympisches Gold mit Spanien, Seite an Seite mit dem nunmehrigen Barcelona-Trainer Luis Enrique. Das Gedankengut seines Förderers Cruyff trug Guardiola als Trainer weiter und trieb das Kurzpassspiel zur Perfektion.

Guardiola mit Ehren empfangen

Insgesamt gewann der Fußball-Stratege 16 Titel in 17 Jahren mit Barca, dessen Kapitän der 47-fache Nationalspieler von 1997 an war. Noch eindrucksvoller ist die Trophäen-Ausbeute als Trainer. Sagenhafte 14 Titel, darunter zweimal die Champions League, holte Guardiola in der vierjährigen Amtszeit. "Guardiola sollte mit Ehren empfangen werden", erklärte Barcelonas Präsident Josep Maria Bartomeu vor dem Spiel am Mittwoch.

Vor seiner Münchner Zeit, die vorläufig bis 2016 datiert ist, benötigte der vom Fußball besessene Guardiola eine einjährige Auszeit in New York. Seinen Abschied aus Barcelona hatte er auf eigenen Wunsch im Sommer 2012 gegeben. Als die Bayern im Halbfinale im Frühjahr 2013 über die Katalanen mit 7:0 in Hin- und Rückspiel hinwegfegten, war der dreifache Familienvater somit nicht mehr im Amt.