"Zehn Minuten feiern war erlaubt", scherzte Gianluigi Buffon. Am Samstag feierte der Torhüter seinen sechsten Meistertitel mit der "Alten Dame". Einen Schluck Champagner genehmigten sich der Juventus-Kapitän und seine Kollegen, mehr aber nicht. Der Schaumwein floss aus einer Flasche mit eigens angefertigtem Meister-Etikett. 31 Mal stand Juventus Turin in der Serie A bereits an der Tabellenspitze. Ein 1:0-Sieg gegen Sampdoria Genua reichte den Italienern am letzten Wochenende. Den Titel kann ihnen, auch wenn noch fünf Runden ausstehen, niemand mehr nehmen – so früh fixierten die Turiner den Titel noch nie.

Eigentlich sollte dies schon der achte Meistertitel sein, der in Buffons persönlicher Meistertitel-Statistik aufscheint. Dass den Italienern zwei Titel im Zuge des Manipulationsprozesses der Jahre 2005 und 2006 aberkannt wurden, tut der heutigen Stimmung aber kaum mehr einen Abbruch. Die Tatsache, dass Buffon den Zwangsabstieg in die Serie B durchmachte, rechnen ihm seine Fans heute hoch an. Nach dem Motto seines ehemaligen Kollegen Alessandro Del Piero – "Ein Kavalier verlässt seine Dame nicht" – hält er Juventus Turin schon seit 14 Jahren die Treue.

Auf die Pflicht folgt die Kür

Nach dem Meistertitel haben die Turiner nun Lust auf mehr. Im Viertelfinale der Champions League besiegten sie AS Monaco, ohne dabei zu glänzen. Selbstredend wartet zum heutigen Halbfinal-Auftakt mit Real Madrid ein anderes Kaliber. Doch der italienische Traum lebt. Der Chilene Arturo Vidal, der mit seinem Tor gegen Sampdoria am Wochenende seinem Team den Meistertitel bescherte, gibt die Marschroute für sein Team vor: "Wir wollen ins Finale, die Champions League ist ein Traum." Weil Juventus auch im italienischen Cup-Finale steht, riecht man die Chance auf das erste Triple der Vereinsgeschichte. Ein hohes Ziel, doch zu weit will man noch nicht blicken. "Für uns beginnt ein harter Monat mit zwei Wettbewerben, die wir gewinnen wollen", sagt Juventus-Verteidiger Andrea Barzagli.

Auch Gianluigi Buffon träumt. Er ist Meister, Pokalsieger und Weltmeister. Nur der Champions-League-Sieg fehlt dem 37-Jährigen noch. Der französischen Tageszeitung "L’Equipe" verriet er, mit 40 noch im Tor spielen zu wollen. Er hat also noch ein paar Versuche, um die Königsklasse zu gewinnen. "Mir bleiben noch drei Jahre. Ich kann es schaffen." Wenn den Italienern eine Überraschung gegen Real Madrid gelingt, gäbe es jedenfalls einen Grund, um länger als nur zehn Minuten zu feiern.