Eigentlich liegt die Tourismusregion Surselva im Kanton Graubünden zeitmäßig gerade im toten Winkel einer Saison. Der Winter hat sich zurückgezogen, der Sommer will sich nicht so recht einstellen, da kommt ein Fußballteam gerade recht. Dass es sich um die vom Schweizer Marcel Koller betreuten Österreicher handelt, verleiht der Geschichte zusätzlichen Anreiz. Und so passiert heute ein „absolutes Highlight“, wie es die Nummer eins des Testgegners der Nationalmannschaft formuliert. „Es wird eine echte Attraktion“, sagt Simon Lutz, der Präsident von US Schluein-Ilanz, einem Klub aus der zweiten Regionalliga (sechste Stufe).

Es sind lupenreine Amateure, die heute den Österreichern gegenüberstehen, viele Handwerker (Tischler, Elektriker), die in ihrer Freizeit ihre Beinarbeit laut Lutz unentgeltlich zur Verfügung stellen. Betreut wird der USSI von einem Kameruner. Cyrille Belinga jobbt als Scout für die Zürcher Grasshoppers und reist drei- bis viermal pro Woche nach Schluein. Seine Mannschaft werde sich, so versichert der Klubchef, brav verhalten, Verletzungen brauche man daher nicht zu fürchten. „Wir sind ohnehin eher zu lieb“, erklärt Lutz, der Küchenbauer, der mit Unterstützung zahlreicher Unternehmer-Kollegen die Infrastruktur richtig aufgemöbelt hat. Erst 2015 wurde die Anlage um stolze 1,5 Millionen Franken erneuert und wird nun als wahres Schmuckstück ins rechte Bild gerückt. Der ORF überträgt live (ab 17.45 Uhr).

Die um eine Zusatztribüne aufgerüstete „Raiffeisen-Arena“ wird heute in ihren Grundfesten erschüttert, wenn mehr als 2000 Menschen dem Auftritt der rot-weiß-roten Profis ihre Ehre erweisen, was bei einem Kartenpreis von 15 Schweizer Franken für einen neuen Umsatzrekord sorgt. Simon Lutz vertraut Kollers Team. „Ich habe zwei Flaschen Wein darauf gewettet, dass Österreich bei der Europameisterschaft weiter kommt als die Schweiz.“

HUBERT GIGLER, LAAX