Im größten Beben der Fußball-Geschichte hat es nun auch Joseph Blatter und Michel Platini erwischt. Die FIFA-Ethikkommission sperrte den Fußball-Weltverbandspräsidenten und den UEFA-Chef vorläufig für jeweils 90 Tage. Während dieser Zeit seien beide Top-Funktionäre von allen Fußball-Aktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene ausgeschlossen, teilte die rechtsprechende Kammer mit.

Der Bann könne noch um maximal 45 Tage ausgedehnt werden. Die Sanktionen seien Resultate der Ermittlungen der Ethik-Untersuchungskammer, detaillierte Gründe darf das Gremium nach der erfolgten Entscheidung am Donnerstag nicht veröffentlichen. Nach der Sperre gegen Blatter, der laut seinem persönlichen Berater noch um sieben Uhr früh in der Züricher FIFA-Zentrale eingetroffen war, vertritt ihn laut Satzung vorerst Vizepräsident Issa Hayatou aus Kamerun im höchsten FIFA-Amt.

Hayatou hat eine Kandidatur für das höchste Amt im Weltfußball definitiv ausgeschlossen. "Ich werde nur auf Interimsbasis zur Verfügung stehen", betonte der 69-jährige Kameruner in einem FIFA-Statement.

Wenn auf dem Außerordentlichen Kongress am 26. Februar 2016 ein neuer Präsident als Nachfolger von Joseph Blatter gewählt wird, "werde ich selbst kein Kandidat für diese Position sein", versicherte Hayatou.

Platini kann Nachfolge abhaken

Für Platini bedeutet die Strafe das fast sichere Aus in seinen Ambitionen auf die Nachfolge von Blatter. Der Franzose wird satzungsgemäß vorläufig vom Spanier Angel Maria Villar als Chef der Europäischen Fußball-Union vertreten.

Zudem wurde FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke ebenfalls für 90 Tage suspendiert, Präsidentschaftskandidat Chung Mong-joon wurde gar für sechs Jahre gesperrt und muss 100.000 Schweizer Franken (91.894,87 Euro) zahlen. Die Ermittlungen gegen den Südkoreaner waren im Jänner 2015 eröffnet worden, ihm werden Verstöße gegen vier Artikel des FIFA-Ethikcodes im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung für die WM 2022 zur Last gelegt. Er war bis 2011 auch Mitglied im FIFA-Exekutivkomitee und strebte wie Platini die Nachfolge Blatters an.

Strafverfahren gegen Blatter

Die Schweizer Bundesanwaltschaft hatte vor zwei Wochen ein Strafverfahren gegen Blatter unter anderem wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung" eingeleitet. Im Kern geht es um eine Millionen-Zahlung an Platini und TV-Geschäfte mit dem früheren FIFA-Vize Jack Warner, der WM-Rechte für die Karibik für 600.000 Dollar (532.575,89 Euro) und damit deutlich unter dem Marktwert erhalten haben soll.

Platini hatte für Dienste zwischen Jänner 1999 und Juni 2002 erst knapp neun Jahre später von Blatter zwei Millionen Schweizer Franken (1,84 Mio. Euro) erhalten. 2011 unterstützten die UEFA-Verbände unter der Führung von Platini den Schweizer im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam. Platini wurde von der Schweizer Bundesanwaltschaft als Auskunftsperson vernommen.

Trotzdem will er um seine Kandidatur als Chef des Weltverbands kämpfen. Er habe am Donnerstagmorgen die nötigen Unterstützerstimmen für eine Bewerbung eingereicht, teilte der Franzose in einem schriftlichen Statement mit. Mit der Sanktion ist der 60-Jährige noch nicht automatisch aus dem Rennen als FIFA-Chef.

Allerdings müsste er eine Prüfung durch die Wahlkommission überstehen - schwer vorstellbar, dass dies als suspendierter UEFA-Präsident gelingen würde. Die schriftliche Unterstützung von mindestens fünf FIFA-Mitgliedsländern muss bis zum 26. Oktober, vier Monate vor dem Wahlkongress, eingereicht werden.