In den Medien ist der Vereinswechsel eines Fußballers fast immer gekennzeichnet durch Blitzlichtgewitter, erste Interviews, kreischende Fans und die obligatorische Unterschrift unter das neue Arbeitspapier. Die ersten Stunden im Umfeld des neuen Arbeitgebers laufen immer nach einem Schema ab.

Die nächten Schritte der Ball-Artisten bleiben der Öffentlichkeit hingegen verborgen und sind weit weniger glamourös. In genau dieser Phase hat SPORTNET bei Dänemark-Legionär Daniel Royer durchgeklingelt. Der 25-Jährige hat mit Ende der Saison der Austria den Rücken gekehrt und sich dem dänischen Meister FC Midtjylland angeschlossen. Aktuell stresst ihn sein Umzug. Der Schladminger koordiniert die Möbellieferungen und möchte es sich möglichst bald in seiner neuen Heimat Silkeborg gemütlich machen. Das Hotelleben hat er satt.

Sein neues Zuhause ist rund 25 Minuten vom Trainingsgelände in Ikast entfernt. Das Stadion, die MCH-Arena, liegt noch einmal 15 Minuten weiter westlich in Herning. Die beiden lokalen Klubs in Ikast und Herning fusionierten erst 1999 zum FC Midtjylland.

Zwischen Meisterschaftsstart, Champions-League-Qualifikation und dem endgültigen Ankommen in den eigenen vier Wänden hat sich der Flügelspieler trotzdem Zeit genommen, um über die ersten Wochen in der neuen Umgebung zu plaudern. Außerdem spricht er über seine Zeit in Wien, die Besonderheiten seines neuen Arbeitgebers und warum er kurz nach seiner Ankunft bereits den ersten Schock verdauen musste.

SPORTNET: Du erlebst gerade eine stressige Zeit. Wie waren die ersten Wochen bei deinem neuen Klub FC Midtjylland?

Daniel Royer: Ich habe mich in der Mannschaft und im Verein sehr gut eingelebt. Es war sehr einfach, weil alle sehr aufgeschlossen sind und ein richtig guter Teamspirit herrscht.

Midtjylland ist doch eher ein kleinerer Klub. Kann man ihn irgendwie mit der Austria vergleichen?

Es ist schon ein bisschen anders als bei der Austria, alleine weil der Klub in keiner Großstadt wie Wien ist. Das Umfeld ist ein anderes, aber durch den Meistertitel ist das Interesse auch hier gestiegen. Der Verein ist in den Medien immer ein Thema. Der Besitzer spielt da natürlich auch eine Rolle (Matthew Benham geht im Scouting neue Wege mittels intensiver Daten-Analyse, Anm.).

In Dänemark stößt der Verein, gerade bei den Traditionsvereinen, immer wieder auf Gegenwind. Hast du da auch schon etwas mitbekommen?

Es stimmt, dass der Verein innerhalb der Liga nicht so gut ankommt. Das ist aber immer das Gleiche und wir kennen das ja aus Österreich. Es gibt ja immer noch Leute, die sich über Red Bull Salzburg aufregen und nur den wirtschaftlichen Aspekt sehen. Es ist da eigentlich ähnlich. Es ist vor ein paar Jahren ein neuer Besitzer eingestiegen, der investiert. Das bringt Gegenwind. Der Mannschaft ist das aber egal. Wir wollen einfach nur erfolgreich sein.

Nach Dänemark geholt hat dich der damalige Trainer Glen Riddersholm. Er hat dann wenige Wochen vor Saisonstart seinen Posten zurückgelegt. Wie war das für dich?

Ich war schon gleich einmal geschockt. Ich habe mich mit ihm getroffen und habe mir alles angeschaut. Wir hatten ein längeres Gespräch und er wollte mich unbedingt haben. Dann ist der Wechsel passiert und nach dem zweiten Trainingstag war er nicht mehr da. Das war nicht so angenehm für mich. Er war ein Mitgrund für meinen Transfer. Dann hat es einige Zeit gedauert, bis wir einen neuen Trainer gefunden haben.

Dieser heißt Jess Thorup und ist ehemaliger U21-Trainer Dänemarks.

Er ist noch nicht so lange da. Es dauert sicher noch ein bisschen, ehe er der Mannschaft seine Philosophie beigebracht hat und wir uns richtig gut kennen. Er ist aber sehr engagiert. Der Trainerwechsel kam natürlich zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Wir wollen das aber auffangen und mit Jess Thorup weiterkommen.

Bei Midtjylland werden vor Transfers alle Daten eines Spielers genau analysiert und auf diesen Recherchen basieren viele Verpflichtungen. Diese Praxis hat mit der Übernahme von Matthew Benham ("Daten sind mein heiliger Kral") Einzug gehalten. Wie war das bei dir?

Ich glaube, dass diese Praxis bei uns nicht ganz so detailiert benutzt wird wie bei Brentford. Diese speziellen Statistiken werden aber auch nicht verraten. Mir hat man da nicht genau gesagt, was den Ausschlag gegeben hat. Sie wollten mich aber unbedingt haben und das hat gezählt.

Schreckt einen diese Durchleuchtung der Spieler auch irgendwo ab?

Nein, das schreckt nicht ab. Das ist ihre Philosophie und hat Erfolg gebracht. Man wird aber nicht so durchleuchtet, dass man all seine Aktivitäten bekanntgeben muss (lacht). Das sind fußballerische Werte und ist eine Auszeichnung, wenn sie dich nach dieser Analyse haben wollen. Ich finde es positiv, wenn die Daten auch zeigen, woran man noch arbeiten muss. Es stellt sich aber jeder viel zu kompliziert vor. Es ändert sich nichts für uns. Wir spielen Fußball und das andere passiert im Hintergrund.

Im Mai hat die Austria die Option auf Vertragsverlägerung bei dir gezogen, kurz danach bist du dann nach Dänemark gewechselt. Hast du schon länger mit einem Abgang spekuliert?

Es hat bereits seit Winter Kontakt mit Midtjylland gegeben und ich habe mich dann intensiver dafür interessiert. Sie haben immer wieder nachgefragt und ihr Interesse mehrmals bekundet. Ich wollte diesen Schritt ins Ausland dann wieder machen. Es hat mir dort alles gut gefallen und die Chance auf das internationale Geschäft war auch sehr reizvoll.

Du bist 2013 zur Austria gekommen und hast eine turbulente Zeit miterlebt. Welches Fazit ziehst du?

Es waren zwei Jahre mit sehr vielen Höhen und Tiefen. Das muss man sehr klar sagen. Das Highlight war natürlich die Champions League. In der Meisterschaft konnten wir in diesen zwei Jahren nicht überzeugen. Da haben wir nicht das geboten, was wir uns vorgenommen haben. Meine Zeit hätte ich gerne mit dem Cup-Titel abgeschlossen, aber es sollte nicht sein.

Bei dir selbst gab es auch immer wieder Leistungsschwankungen. Kannst du dir diese erklären?

Wenn ich es wüsste, hätte ich es sicher anders gemacht. Es hat sich aber durch die ganze Mannschaft gezogen. Das Umfeld war auch nicht leicht. Die ständigen Trainerwechsel waren sicher auch nicht förderlich. Dazu kamen Erwartungen von außen, denen wir nicht gerecht werden konnten. Das sind Nebenerscheinungen - die sollen aber in keinster Weise als Ausreden gelten. Wir konnten unser Potential viel zu selten ausschöpfen.

Was traust du der Austria - soweit du das beurteilen kannst - heuer zu?

Es ist natürlich schwer zu sagen, da ich die Neuzugänge nicht kenne. Ich wünsche es ihnen aber und drücke ihnen ganz fest die Daumen. Wenn sie das Potential ausschöpfen, können sie eine ganz gute Rolle spielen. Die Frage ist, ob es die Austria schafft, dass es im Umfeld ein wenig ruhiger ist. Man hört immer wieder Nebengeräusche - das kann die Mannschaft beeinflussen. Mit Thorsten Fink kann das aber aufhören. Ich traue ihm das zu, da er sehr viel internationale Erfahrung mitbringt.

Zurück zu deiner jetzigen Aufgabe: Ihr habt in der zweiten Champions-League-Quali-Runde mit den Lincoln Red Imps keine Probleme gehabt. Jetzt wartet APOEL Nikosia - was ist möglich für euch?

Die zweite Runde war schon eine Pflichtaufgabe. Da ist Nikosia schon ein anderer Brocken. Sie waren oft in der Champions- oder der Europa-League dabei. Auswärts erwartet uns da sicher ein Hexenkessel. Wir müssen absolut an unsere Grenzen gehen, wenn wir die biegen wollen. Die Champions League wäre natürlich ein absoluter Traum, aber der Weg ist noch weit. Nach Nikosia würde der nächste Kracher warten. Es braucht sehr gute Tage.

In der Meisterschaft geht ihr als Titelverteidiger an den Start. Zwei Runden sind bereits gespielt, ihr konntet beide Spiele gewinnen. Wie sind da eure Ziele?

Die Konkurrenz ist schon sehr dicht. Gerade Bröndby und FC Kopenhagen sind sehr stark. Wir werden aber trotzdem versuchen, vorne dabei zu sein. Wir hoffen auf die Doppelbelastung mit dem internationalen Geschäft, aber dadurch kann es in der Meisterschaft dann auch schwer werden. Das war der Austria auch so. Wir haben einen sehr breiten Kader und ich bin gespannt, wie das in den nächsten Wochen abläuft.