Nach dem 3:0 am Montag in Wien gegen Liechtenstein hat Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller noch einmal die Rekorde brechende EM-Qualifikation Revue passieren lassen. Direkt nach der Feier im Stadion ging es in die Innenstadt zur Team-Party. Und die hat Koller nicht als Letzter verlassen. "Als ich nach Haus gegangen bin, war es noch finster", sagt der Schweizer mit einem Grinsen und kratziger Stimme. 

Natürlich ist der 54-Jährige immer noch stolz  über die EM-Qualifikation: "Es war unglaublich, wir haben eine fantastische Qualifikation gespielt. 28 Punkte sind ein richtiges Zeichen, eine richtige Duftmarke. Es hat viel Spaß gemacht, man sieht auch die Freude am Platz, in der Kabine, das ist es, was es ausmacht. Ich bin froh darüber, dass wir gut Fußball spielen können und auch einen guten Teamgeist entwickelt haben, der für weitere Taten wichtig sein wird."

"Es müssen erst Gespräche stattfinden"

Über eine mögliche Vertragsverlängerung als Teamchef, die von Fans und Spielern ersehnt wird: "Es war schon einmal so, als wir in Schweden in der WM-Qualifikation verloren haben. Die Spieler sind gekommen und haben gesagt: 'Wir wollen weiter mit Ihnen den Weg gehen.' Viele vom ÖFB sind gekommen, und was für mich fantastisch war: 50.000 Likes auf der Homepage pro Marcel Koller. Das bezieht man mit ein. Aber es müssen erstmal Gespräche stattfinden, dann schauen wir, was rauskommt."

Über das bevorstehende Testspiel am 17. November gegen sein Heimatland Schweiz: "Ich bin froh, dass sie qualifiziert sind, dass wir gegen sie spielen können. Ich habe 55 Mal für die Schweiz gespielt, gegen sie noch nicht. Das wird schon etwas Spezielles werden. Wir haben dann im März auch noch einen Lehrgang. Da und auch im November wollen wir den einen oder anderen ansehen."

"Kein Freibrief"

Über die Tatsache, dass er in den vergangenen vier Partien dieselbe Startformation aufbot: "Das ist abhängig von der Form. Wir wissen nicht, was in einem Monat oder in neun Monaten passiert. Denen, die jetzt meistens gespielt haben, habe ich mitgeteilt, dass es kein Freibrief ist. Wichtig ist, dass die hinten dran Gas geben. Im Club, und wenn sie zu uns kommen. Sabitzer war einer, der im Training aufgefallen ist. Er hat gefightet, Tore erzielt - Dinge, die einem Trainer auffallen. Der ist nah dran. Es war klar, wenn etwas passiert oder in der Offensive wer gebraucht wird, dann schmeißen wir den rein. Der Druck auf die Nummer elf (Anm.: den letzten Stammspieler) ist entscheidend. Es kann jemand gesperrt oder verletzt sein. Es ist wichtig, zu wissen, den können wir einsetzen. Das geht nur mit Leistung im Training."

Über die Ehrung nach dem Spiel: "Es war emotional und schön, und ich freue mich, nicht für mich, sondern für die Österreicher, für die Fußball-Fans, dass sie ein Team haben, das sich qualifiziert hat, guten Fußball spielt und auch für den Fan anfassbar ist. Dass wir nicht arrogant sind, nicht überheblich. Diese Kombination hat mir am Anfang gefehlt. Ein Ziel war auch, die Fans und die Mannschaft näher zusammen zu bringen. Das hat gut geklappt. Wichtig ist, im Erfolg nicht abzuheben. Diese Komponente wollen wir weiter pflegen."

Über die Vorbereitung auf die EM: "Es ist schwierig, etwas Neues einzuführen. Im Mai ist es das erste Mal, dass wir länger zusammen sind, wo man vielleicht etwas anderes dazunehmen kann. Ich bin überzeugt, etwas ganz anderes zu machen, dafür reicht die Zeit nicht, da kannst du die Spieler mehr verunsichern. Die eine oder andere taktische Variante muss man dazunehmen, aber da muss man erst die Gegner kennen."