1. Der Start in die EM-Qualifikation war mit einer nicht einkalkulierten Unebenheit versehen. Im Heimspiel gegen Schweden gab es nur ein 1:1, was gemäß der österreichischen Mentalität gleich für eine etwas gedrückte Stimmung sorgte. Die Österreicher präsentierten sich mit leichter Dominanz, erreichten aber noch nicht die später demonstrierte Klasse. Dass das Remis der einzige Punkteverlust im gesamten Verlauf der EM-Qualifikation bleiben würde, war nicht abzusehen. In der Weltrangliste verbesserte sich das Team um einen Platz an die 39. Stelle.

2. Das Match in Moldawien gehört für Christian Fuchs zu den Schlüsselspielen der gesamten Qualifikation. „Früher hätten wir so eine Partie nicht gewonnen“, meinte der Kapitän und erinnerte an Kasachstan. Marc Janko gelang der Treffer zum 2:1-Sieg, der in der Schlussphase noch arg ins Wanken geriet. Nach der Roten Karte für den Torschützen fanden die Moldawier in der Nachspielzeit eine große Ausgleichschance vor, doch der Ball wurde aus kurzer Distanz über das Tor befördert. Die Leistung war nicht berauschend, aber der Sieg bedeutsam.

3. Im November des Vorjahres keimten erstmals leise Hoffnungen auf eine erfolgreiche Qualifikation auf. Auslöser war der 1:0-Heimerfolg über die als Favoriten in die Gruppenspiele gestarteten Russen. Wie schon beim 1:0-Sieg gegen Montenegro war Rubin Okotie der Torschütze. Auch das Publikum im Happel-Stadion schien die Gelegenheit zu spüren. Teamchef Marcel Koller sprach nach dem Match von einer „unglaublichen Stimmung“ und bezeichnete die Unterstützung von den Rängen als essenziell für den Erfolg. Es war also angerichtet.

4. Mit einem fulminanten Auftritt in Moskau sorgten die Österreicher, Hochrechnungen eingeschlossen, praktisch für einen EM-Endrunden-Platz – von den noch ausstehenden Spielen hatten Heimsiege gegen Moldawien und Liechtenstein als Voraussetzung gegolten. Das Spiel stand vor allem in der ersten Hälfte völlig im Zeichen entfesselter Gäste, die höher als 1:0 hätten führen müssen. Marc Janko gelang mit einem spektakulären Fallrückzieher das letztlich entscheidende Tor. Das Match beflügelte nicht nur die Mannschaft, sondern auch die Fantasien.

5. Mit dem 4:1 in Schweden beseitigte die Mannschaft von Marcel Koller nicht nur die letzten kleinen Zweifel, sondern setzte aus heimischer Sicht neue Maßstäbe. Österreich führte 4:0, ehe Ibrahimovic noch der Ehrentreffer gelang. „So ein Resultat hätte ich vor zehn Jahren niemals für möglich gehalten“, meinte ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner. Für Christian Fuchs war der Treffer zum 3:0 die Erlösung. „Da haben wir gewusst, jetzt kann uns nichts mehr passieren.“ Die Endrunde war Realität und erreicht worden durch eine überragende spielerische Leistung.

6. Die Pflicht war erledigt, doch auch die Kür überstanden die Österreicher mit dem 3:2 in Montenegro nach 1:2-Rückstand gerade noch unversehrt. Der achte Qualifikationserfolg en suite schraubte das Konto auf 25 Punkte. Nur England steht noch besser da. Der Sprung in die Top 10 der Welt ist sehr wahrscheinlich. Das lässt Koller nicht übermütig werden. „Es bedeutet nicht den Umkehrschluss, dass wir jetzt die EM-Favoriten sind. Da mache ich nicht mit“, meinte der Schweizer. Ein Vergleich mit den anderen Gruppen sei „sehr schwierig“.

HUBERT GIGLER