Der Verband wollte sich am Freitag nicht dazu äußern. Wie die "SZ" weiter berichtet, rechnet man beim DFB nur mit einer Nachzahlung von rund 3,5 Millionen Euro, weil die Steuererklärung für das Jahr 2006 nicht korrekt war.

Die steuerrechtliche Aufarbeitung des WM-Skandals dreht sich um die Rücküberweisung der ominösen Dreyfus-Millionen im Jahr 2005. Der frühere Adidas-Chef hatte zunächst im Auftrag der deutschen WM-Macher einen Betrag von zehn Millionen Schweizer Franken (9,2 Mio. Euro) an den Weltverband FIFA gezahlt. Ein Jahr vor der WM im eigenen Land überwies das Organisationskomitee (OK) die inklusive Zinsen umgerechnet 6,7 Millionen Euro dann über ein FIFA-Konto an den Franzosen zurück.

Diese 6,7 Millionen wurden offiziell in der Abschlussbilanz der WM 2006 verbucht - allerdings falsch deklariert als deutscher Beitrag zu einer WM-Gala, die später nie stattfand. Aus diesem Grund ermittelt die Staatsanwaltschaft seit Wochen wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall. Anfang November wurden bei einer Steuerrazzia nicht nur die DFB-Zentrale, sondern auch die privaten Wohnsitze der früheren OK-Mitglieder Wolfgang Niersbach, Theo Zwanziger und Horst R. Schmidt durchsucht.

Die Behörden sind sich sicher, dass der Steuerbescheid für das Jahr 2006 anders ausgefallen wäre, wenn der DFB seinerzeit den tatsächlichen Grund für die Überweisung der 6,7 Millionen angegeben hätte. Der DFB sowie die OK-Mitglieder Niersbach, Zwanziger und Schmidt gehen dem SZ-Bericht zufolge jedoch davon aus, dass die 6,7 Millionen Euro so oder so steuerlich absetzbare Betriebsausgaben gewesen seien und dass deshalb trotz der falschen Deklarierung auch keine Steuerhinterziehung vorlag.

Mitentscheidend für die Höhe der Nachzahlung wird am Ende sein, ob die Gemeinnützigkeit des DFB für das Jahr 2006 unangetastet bleibt oder nicht. Interimspräsident Rainer Koch hatte am vergangenen Wochenende auch aus diesem Grund noch einmal eine schonungslose Aufklärung der WM-Affäre gefordert. "Es ist wichtig und gehört zur Ehrlichkeit vor uns selber, darzustellen, wie damals die Vorgänge waren", sagte er in der Sport1-Sendung "Doppelpass". "Über all dem steht die Frage: Was ist mit der Gemeinnützigkeit? Wenn die einmal wegfällt, macht das pro Jahr mal eben 15 Millionen Euro aus."

Sollte es tatsächlich zu einer Nachzahlung von rund 25 Millionen Euro kommen, könnte der DFB laut "Süddeutscher Zeitung" Schadenersatz von seinen früheren Spitzenfunktionären fordern. Zwanziger und Schmidt hatten 2005 die verschleierte Rückzahlung der 6,7 Millionen angeordnet, Niersbach später die falsche Steuererklärung unterschrieben. Dem Bericht zufolge haben alle WM-OK-Mitglieder damals jedoch Vermögensschadens-Haftpflichtversicherungen abgeschlossen, die in diesem Fall greifen könnten.