Der 54-Jährige zeigte sich von der Leistung seiner Spieler auch abseits des Platzes begeistert. "Wir haben nicht nur ein geiles Team, das sehr gut Fußball spielen, sondern auch sehr gut feiern kann." Gründe zum Feiern gab es genug: Der Gedanke an die Rekorde brechende Qualifikation mit neun Siegen und einem Unentschieden bereitete Koller auch noch einen Tag nach dem abschließenden 3:0 gegen Liechtenstein im ausverkauften Happel-Stadion große Freude. "Wir haben uns nicht durch die Quali gewurstelt, sondern überzeugend gespielt und in Europa für Aufsehen gesorgt", meinte Koller.

Stolz machte den Teamchef die Tatsache, dass die ÖFB-Auswahl auch ihre letzten beiden EM-Qualifikationspartien gewann, obwohl das Ticket für Frankreich schon davor gelöst worden war. "Es war gut, dass wir für den EM-Lostopf zwei noch zwei Siege brauchten, damit man noch Ziele hat und die Spieler merken, es geht nicht um die goldene Ananas", sagte Koller.

Die jüngsten Erfolge gegen Montenegro und Liechtenstein seien ein erfolgreicher Charaktertest gewesen. "Die Mannschaft ist hungrig nach weiteren Erfolgen." Auch Koller selbst hat Lust auf mehr - inwieweit sich das auf die demnächst stattfindenden ersten Gespräche über eine Vertragsverlängerung auswirkt, ließ er allerdings offen. "Es ist zu früh zu sagen, wie es aussieht, weil wir noch nicht in Verhandlungen sind", erklärte Koller und ergänzte: "Ich habe keine Eile, mein Vertrag läuft noch zehn Monate."

In den kommenden Monaten gilt es, die aktuelle Konstanz zu halten. Geschafft werden soll dies unter anderem mit kleinen taktischen Variationen, aber ohne eine System-Revolution. "Es ist schwierig, schnell etwas Neues einzuführen, gerade bei einem Nationalteam. Unser Ziel muss sein, auf diesem Level weiterzuspielen. Es gibt immer taktische Möglichkeiten, doch ich bin der Meinung, dass man die Spieler eher verunsichert, wenn man ein neues System einführt."

Wie positiv sich das Team mit der aktuellen Spielweise entwickelt hat, wurde in der abgelaufenen EM-Qualifikation augenscheinlich. "Aber ich bin von dieser Entwicklung nicht überrascht, sondern habe eher gehofft, dass es schneller geht", betonte Koller.

Sinnbildlich für den Aufwärtstrend der Nationalmannschaft war am Montag die starke Leistung von Marko Arnautovic. "Liechtenstein ist nicht der Maßstab, um als Top-Spieler definiert zu werden. Aber er hat aufgezeigt", sagte Koller über den England-Legionär. Nun müsse der Flügelspieler noch mehr Konstanz zeigen. "Stoke soll nicht die Endstation sein", forderte der Nationaltrainer.

Die nächste Chance auf einen Glanzauftritt im Teamdress bietet sich für Arnautovic am 17. November im Testspiel in Wien gegen die Schweiz. Für diese Partie wurden am Dienstag bereits in den ersten zweieinhalb Stunden nach Vorverkaufsbeginn 10.000 Tickets abgesetzt. Weiter geht es dann im März 2016 mit zwei Testmatches, ebenfalls zweimal bittet Koller noch Ende Mai oder Anfang Juni zu einem Probegalopp.

Zu diesem Zeitpunkt muss sich der Teamchef auch auf seinen 23-Mann-Kader für die EM festlegen. "Dass dann der eine oder andere enttäuscht sein wird, ist klar, aber wir können nur 23 mitnehmen. Als Trainer muss ich jeden Tag Entscheidungen treffen, und die sind nicht immer schön", erklärte der Schweizer.