"Sie haben sich eine sehr gute Ausgangsposition geschaffen, aber wir sind nach wie vor in der Position, dass wir sehr viel gewinnen können", hat Rapid-Trainer Zoran Barisic den Aufstieg noch lange nicht abgeschrieben. Co-Kapitän Mario Sonnleitner sieht das ähnlich: "Die Ausgangsposition hat sich leicht verschlechtert, aber wir haben schon viele Spiele auswärts gedreht oder gewonnen."

Die Hütteldorfer hielten das Rekordmeister-Duell in den ersten 20 Minuten offen. Nach dem ersten guten Angriff der Gäste und gleichzeitigen Tor durch Davy Klaassen (25.) waren die Wiener aber bis zur Pause völlig von der Rolle. "Dann hat uns die Nervosität gepackt, wir haben nicht mehr ins Spiel gefunden", sagte Rapid-Trainer Zoran Barisic. Ajax hätte neben Klaassens 2:0 (43.) eigentlich weitere Treffer erzielen müssen. "Wir haben nicht gut genug attackiert, dem Gegner zu viele Räume gelassen, uns in den Zweikämpfen wegdrücken lassen und unnötige Ballfehler gemacht", analysierte Rapids Coach.

Sonnleitner führte für die durchwachsene Vorstellung in Hälfte eins auch andere Gründe ins Treffen. "Wir haben noch nicht so die großen Gradmesser gehabt, müssen erst in die Saison reinfinden. Wir haben auch Spieler, die das noch nicht gespielt haben oder das Niveau noch nicht kennen, dadurch war es schwierig", sagte der Abwehrchef. Das trifft etwa auf Rechtsverteidiger Stephan Auer zu, über dessen Seite die Niederländer vor der Pause oftmals gefährlich wurden.

Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der heimische Vizemeister, gestärkt durch den schnellen Anschlusstreffer von Florian Kainz (48.) und die tolle Fan-Unterstützung, aber von seiner besten Seite. "Da haben wir gezeigt, was in uns steckt", sagte Sonnleitner. Auch der völlig gerechtfertigte Ausschluss von Stefan Schwab nach einem Brutalo-Foul an Jairo Riedewald änderte nichts am Spielgeschehen.

Ajax konnte oder wollte nicht, Rapid spielte auf den Ausgleich und wurde durch das 2:2 von Goalgetter Robert Beric (76.) für den großen Aufwand noch belohnt. "Wir waren nach der Pause mutiger, haben den Glauben an uns nie verloren und sind verdient zum Ausgleich gekommen", meinte Barisic.

Sehr zur Freude des Großteils der 43.200 Fans im Prater-Oval, die für einen Hexenkessel gesorgt hatten. "Die Fans waren unglaublich. Das Stadion ist nach dem 1:2 Kopf gestanden. Das hat uns noch mehr Kraft und Mut gegeben", dankte Barisic dem stimmkräftigen Anhang. Für frischen Schwung hatte der in der 69. Minute eingewechselte Louis Schaub gesorgt. Der 20-Jährige empfahl sich für einen Platz in der Startformation. "Er hat den nötigen Schwung in unser Spiel gebracht, war ballsicher, dribbelstark und hat ihnen einige Probleme bereitet", lobte Barisic seinen "Edeljoker".

Aufgrund des Spielverlaufs überwog bei seiner Truppe die Freude. "Nachdem wir 0:2 zurückgelegen sind, nehmen wir das 2:2 gerne mit", sagte Barisic. Das sah auch Torschütze Kainz so. "Wir haben es uns besser vorgestellt, aber aufgrund der ersten Halbzeit sind wir mit dem im Hinblick auf das Rückspiel halbwegs guten Resultat zufrieden", so der Ex-Grazer.

Rapid kann sich jedenfalls noch nicht auf das Rückspiel fokussieren. Am Samstag wartet in der Red-Bull-Arena das wichtige Ligaspiel des Tabellenführers bei Meister Salzburg. Im Hinblick darauf war am Donnerstag und Freitag bei den Wienern vor allem Regeneration angesagt. Ajax kann sich demgegenüber fast eine Woche in Ruhe auf die Partie am Dienstag (20.15 Uhr) in der Amsterdam ArenA vorbereiten. Der niederländische Rekordmeister startet erst am 9. August in die Meisterschaft.