Er habe einen entsprechenden Brief an die 209 Mitgliedsverbände geschrieben, gab der Franzose bekannt. "Es gibt Zeiten im Leben, in denen du dein Schicksal in die eigenen Hände nehmen musst", gab Platini in einer UEFA-Mitteilung auf der Website des Verbandes bekannt. "Dies ist eine sehr persönliche, sorgfältig getroffene Entscheidung, in der ich die Zukunft des Fußballs gegen meine eigene Zukunft abgewogen habe."

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll der frühere Weltklassefußballer nun die Zusagen der Konföderationen aus Europa, Asien, Südamerika und Nord- und Zentralamerika haben. Damit hätte der 60-Jährige bereits die Stimmenmehrheit sicher.

Als einziger ernstzunehmender Konkurrent von Platini hat bisher der frühere FIFA-Vizepräsident Chung Mong Joon aus Südkorea eine Bewerbung angekündigt. Aus Afrika will der liberische Verbandspräsident Musa Bility antreten, zudem strebt die brasilianische Fußball-Legende Zico eine Kandidatur an. Bewerber müssen bis zum 26. Oktober die Unterstützerstimmen von fünf Verbänden eingereicht haben, um zur Wahl zugelassen zu werden.

Der ehemalige Präsidentschaftsbewerber Prinz Ali bin al-Hussein kritisierte die Kandidatur Platinis scharf. "Platini ist nicht gut für die FIFA", meinte der Verbandschef von Jordanien in einem Statement. "Fußball-Fans und -Spieler verdienen etwas Besseres."

Al-Hussein könnte bei der Wahl am 26. Februar 2016 in Zürich erneut als Kandidat antreten, ein klares Bekenntnis dazu gibt es von dem 39-Jährigen bisher aber nicht. Bei der Abstimmung gegen Noch-Amtsinhaber Joseph Blatter hatte Al-Hussein vor dem zweiten Wahlgang seinen Rückzug erklärt. Er war zuvor von der UEFA und auch Platini öffentlich unterstützt worden.

"Es ist klar, dass FIFA eine neue, unabhängige Führung braucht, die unbefleckt von den vergangenen Praktiken ist", schrieb Al-Hussein. In dieser Rolle sieht er Platini aufgrund seiner langjährigen Funktionärskarriere nicht. Al-Hussein erklärte, er wolle nun mit den Mitgliedsverbänden der FIFA beraten, was das Beste im Interesse des Fußballs ist.

ÖFB-Präsident Leo Windtner äußerte sich wohlwollend: "Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) pflegt seit jeher ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Michel Platini und begrüßt seine Entscheidung, für das Amt als FIFA-Präsident zu kandidieren", so Windtner.

Platini sei nicht nur eine markante Spielerpersönlichkeit gewesen. "Er hat auch auf Funktionärsebene als UEFA-Präsident bewiesen, einen großen Verband erfolgreich zu führen. Die UEFA ist heute die sportlich und materiell best aufgestellte Konföderation innerhalb der FIFA", erklärte der Oberösterreicher. Platini stehe ganz klar für Sport und Entwicklung und habe "die Autorität, eine neue Ära in der FIFA einzuleiten, die auf Transparenz, Vertrauen und Seriosität basiert. Er wird seitens des ÖFB in jeder Hinsicht volle Unterstützung erhalten."

Auch der einflussreiche Deutsche Fußball-Bund (DFB) hatte sich zuletzt positiv über eine mögliche Bewerbung des UEFA-Präsidenten für das Amt geäußert. "Natürlich ist Michel Platini ein geeigneter Kandidat", sagte Wolfgang Niersbach. Der DFB-Chef wird als möglicher Nachfolger bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) gehandelt.