Als leichter Favorit im Duell der beiden Nachbarländer gehen jedoch die Argentinier in das Finale der südamerikanischen Kontinentalmeisterschaft. Die "Gauchos" deklassierten im Halbfinale Paraguay mit 6:1. Sollte Kapitän Messi am Samstag die Trophäe in den Himmel stemmen, würde Argentinien mit Rekordsieger Uruguay (15 Siege) gleichziehen. Vielmehr wäre es jedoch der lange ersehnte erste Titel für "La Pulga" (der Floh) mit der A-Nationalmannschaft. Seit der U20-WM 2005 scheiterte er mit seinem Heimatland stets beim Versuch, internationale Titel zu gewinnen. Am knappsten dran war die "Albiceleste" im vergangenen Jahr, als man Deutschland im Finale der WM in Brasilien 0:1 nach Verlängerung unterlegen war.

"Wir standen im Endspiel der Weltmeisterschaft, jetzt sind wir im Finale der Copa America. Ich habe große Lust zu gewinnen", sagte Messi. "Die Copa zu gewinnen, würde etwas Großartiges abrunden." Seinen Torriecher hat Messi im Nationalteam seit der WM 2014 allerdings nur selten unter Beweis gestellt. Sein letztes Tor aus dem Spiel heraus datiert vom 14. Oktober 2014, als er im Testspiel gegen Hongkong einen Doppelpack erzielte. Im laufenden Turnier traf er zwar im Auftaktspiel per Elfmeter gegen Paraguay, in den restlichen Spielen ging er jedoch leer aus. Dafür ebnete er seinem Team den Weg ins Finale mit drei Assists im Halbfinale.

Für Argentinien spricht, dass die Mannschaft von Gerardo Martino nicht nur von Treffern von Messi abhängig ist. Sergio Agüero hält bei drei Treffern im laufenden Bewerb, Gonzalo Higuain und Angel di Maria durften je zwei Mal jubeln. Dem Endspiel im Estadio Nacional in Santiago de Chile blickt Superstar Messi voller Vorfreude entgegen: Coach Martino machte sich ob der mageren Torausbeute seines Spielmachers keine Sorgen. "Wenn er drei Assists leistet, ist das auch in Ordnung. Er muss nicht der Toptorschütze des Teams sein, damit er glücklich ist", meinte er.

An Motivation dürfte es jedoch auch den Chilenen rund um Arturo Vidal und Alexis Sanchez nicht mangeln. Die "Goldene Generation", die bei der WM 2014 im Achtelfinale im Elfmeterschießen an Brasilien scheiterte, könnte sich den Traum vom ersten Copa-Erfolg, noch dazu vor eigenem Publikum, erfüllen. 1979 und 1987 war "La Roja" jeweils im Finale unterlegen. In den 1950er-Jahren, als das Turnier im Ligenformat ausgetragen wurde, belegte Chile ebenfalls zwei Mal den zweiten Platz. Nach dem Halbfinalsieg gegen Peru (2:1) sind die Chilenen ihrem Traum jedenfalls einen weiteren Schritt näher gekommen.

Der Stärke der Argentinier ist sich Verteidiger Eugenio Mena bewusst: "Beide Teams stehen verdient im Finale. Wir wissen, dass Argentinien gefährliche Spieler in der Offensive hat", erklärte Mena. "Wir treffen auf eines der besten Nationalteams der Welt", erklärte sein Kollege Jose Roja. "Allerdings haben wir einen Traum - als ein Team, als ein Land." Das chilenische Publikum hofft vor allem auf Tore von Eduardo Vargas, der mit vier Treffern die Copa-Torschützenliste vor Arturo Vidal (3), Sergio Aguero und Lucas Barrios anführt.

Chiles einziger Länderspielsieg (1:0) über Argentinien liegt mittlerweile sieben Jahre zurück. Die letzten beiden Duelle im Rahmen der Qualifikation zur WM 2014 gingen mit 2:1 und 4:1 jeweils an Argentinien. In der Copa-Geschichte trafen die beiden Teams bisher 24 Mal aufeinander. Bei 18 Siegen der Argentinier konnten die Chilenen nur sechs Remis erringen. Sollten diese am Samstag jedoch tatsächlich den ersten Copa-Erfolg bejubeln, dürfte es die nächste Titelchance für Argentinien erst wieder bei der WM in Russland in drei Jahren geben. Und das könnte für die "Albiceleste", und vor allem für Messis bisher unerfüllte Sehnsucht, zum Problem werden, denn die Mannschaft kommt in die Jahre. Zum Zeitpunkt der Endrunde 2018 würde Messi seinen 31. Geburtstag feiern, 21 der 23 Spieler aus dem WM-Kader vom vergangenen Jahr wären mindestens 30 Jahre alt.