Internationale Pressestimmen nach der Wiederwahl von Joseph Blatter zum Präsidenten des Fußball-Weltverbands FIFA am Freitagabend:

DEUTSCHLAND:

"Bild": "SCHÄMT EUCH FÜR DIESE WAHL! Noch vier Jahre Blatter. Trotz aller Aufrufe, ihn endlich zu stürzen. Trotz WM-Boykott-Drohungen aus Europa. Am Ende hat der Skandal-Präsident noch immer genug Freunde in der Parallelwelt FIFA."

"Berliner Morgenpost": "Der Boss windet sich aus der Krise - FIFA-Skandal: Joseph Blatter will "sofort" damit beginnen, die Probleme anzupacken - und appelliert an den Teamgeist. Selbstkritik: Fehlanzeige." - "Die stille Hoffnung bleibt, dass diese Reinigung nun die ermittelnden US- und Schweizer Behörden übernehmen."

"Süddeutsche Zeitung": "Europas Versagen. Es gibt auch einen Grund, die Wiederwahl Sepp Blatters zu begrüßen. Immerhin wirft die Fußballfamilie mit diesem Votum den US-Ermittlern den Fehdehandschuh hin. Justizministerin Loretta Lynch hatte jüngst im Zuge eines dramatischen Auftritts keinen Zweifel gelassen, dass die Bundespolizei FBI das Räubernest ausräuchern will, das sich wie ein Bruchband um die FIFA gelegt hat."

"Hamburger Abendblatt": "Der "Sonnenkönig" hatte kurz mit den Tränen zu kämpfen, die Siegerposen fielen eher spärlich aus - am Ende war am "Teflon-Präsidenten" wieder mal nichts hängen geblieben: Für den riesigen Skandal bekam Joseph Sepp Blatter nur eine kleine Ohrfeige verpasst, der 79-Jährige bleibt dennoch Chef des Fußball-Weltverbandes FIFA."

FRANKREICH:

"Le Figaro": "Man muss naiv sein, um zu glauben, dass die FIFA von heute auf morgen ihre Unschuld wieder findet. Das System ist da, fest verankert mit seinen Lügen und seiner Geldgier. Die Reform wird mit oder ohne Blatter Jahre dauern, ebenso lange wie der Kampf gegen Doping im Radsport. Die internationale Justiz, Polizei und die Politik müssen jetzt mitspielen."

"Le Journal de la Haute-Marne": "Auf dem Papier hat Joseph Blatter gewonnen. Doch der Präsident der FIFA sitzt auf einem wurmstichigen Stuhl. Er hat keine moralische Autorität mehr."

RUSSLAND:

"Kommersant": "Für Sepp Blatter ist die Wiederwahl der bedeutendste Sieg seiner bisherigen Fußballkarriere. Doch der Krieg ist nicht vorüber. Vor allem UEFA-Chef Michel Platini ist nicht im Begriff, den Konflikt beizulegen, bei dem es auch um die WM 2018 in Russland geht."

"Sport Express": "Der ewige Sepp. Ab und zu möchte zwar jemand anderes FIFA-Präsident werden, aber am Ende gewinnt immer Blatter."

"Sowjetski Sport": "Trotz der Skandale, trotz der Kritik, trotz der Festnahmen: Blatter gewann erneut. Dieser Mann scheint unschlagbar."

SCHWEIZ:

"Tages-Anzeiger": "Der Konflikt mit dem europäischen Fußballverband UEFA wird an Schärfe zunehmen, es drohen Verhältnisse wie im Boxen: mehrere Verbände, die einander die Legitimation absprechen. Und dazu wartet auf Sepp Blatter die große Herausforderung in den USA. (...) Noch ist er persönlich nicht im Visier der Untersuchungsbehörde. Aber er wird hellhörig geworden sein. ... Und als die US-Justizministerin noch am selben Tag sagte, ihr Amt würde nicht ruhen, bis der ganze Sumpf trockengelegt sei. Was das bedeutet, wissen jene Schweizer Banker, die seit Jahren in Strafverfahren in den USA verwickelt sind."

GROSSBRITANNIEN:

"Guardian": "Blatter hat es überstanden, weil so viele Interessen, nicht nur seine eigenen, an das System gebunden sind, dem er vorsteht. Diese Interessen gehen weit hinaus über Provisionen und Korruption von Einzelnen, so wichtig das auch ist. Zu ihnen gehören nationale Zuschüsse für den Fußball in den Entwicklungsländern."

"The Times": "Wir wissen nicht, ob Prinz Ali bin al-Hussein hätte liefern können, aber wir wissen sicher, dass Sepp Blatter es nicht kann und nicht wird."

"Telegraph": "Jetzt wird es darum gehen, ob die Ermittlungen ihn zu Fall bringen können ... oder ob die (englische) Football Association und andere UEFA-Mitglieder, die so erbittert gegen ihn sind, Drohungen wahr machen, die Weltmeisterschaft zu boykottieren oder sich ganz aus der FIFA zurück zu ziehen."

ITALIEN:

"Gazzetta dello Sport": "Das Gesetz von Blatter: Er gewinnt auch im Schlamm. Sepp V. ist bestätigt. Für den Moment. Aber die Schwierigkeiten haben noch kein Ende."

"Corriere dello Sport": "FIFA, die letzte Schande: Sie haben Blatter wiedergewählt."

"Tuttosport": "FIFA: Bla Bla Blatter. Der Oberst ist auch im Angesicht der Skandale als Präsident wiedergewählt worden."

"Corriere della Sera": "Die FIFA wählt erneut Blatter. Aber Joseph V. bleibt in Bedrängnis. Die Rebellion könnte Europa einen Platz bei der nächsten WM kosten."

"La Repubblica": "Blatter ist noch immer der Patron des Fußballs. Weitere vier Jahre an der Macht, Niederlage für die Linie Platinis. Vorsichtiger Applaus, weil alle wissen, dass es arrangiert ist."

SPANIEN:

"El País": "Eine verpasste Chance. Die Wiederwahl von Blatter macht die demokratische Erneuerung des Fußballs zunichte. Eine schlechte Nachricht für den Sport."

"La Vanguardia": "Blatter überlebt den Skandal."

"AS": "Blatter bezwingt Ali im zweiten Durchgang. Er wird seinen Titel nun gegen das FBI verteidigen."

"Mundo Deportivo": "Blatter gewinnt durch K.o. Der klare Sieg gibt ihm Kraft für sein fünftes Mandat in Folge."

"Sport": "Blatter bleibt auf dem Thron. Für die Korruptionsfälle wurde ihm keine Rechnung präsentiert."

"Marca": "Nichts wird anders. Das Geschäft geht weiter."

NIEDERLANDE:

"De Volkskrant": "Europas Alptraum wird wahr. Dem Fußball stehen schwere Zeiten bevor. Dennoch ist ein Austritt eine schlechte Idee. Europa sollte lieber versuchen, die Opposition gegen Blatter anständig zu organisieren und ihn auf reguläre Weise vom Thron zu stoßen."

"De Telegraaf": "Bombe unter FIFA. Die 209 Fußballländer sprachen dem 79-jährigen Schweizer ihr Vertrauen aus und sind nicht offen für Veränderung und mehr Transparenz. Damit bekommen sie mit Blatter den Führer, den sie verdienen."

TSCHECHIEN:

"Lidove noviny": "Aus dem Blickwinkel der liberalen westlichen Medien, Gesellschaften, Staaten und Fußballverbände war es ein Kampf zwischen zumindest einem gewissen Grad an Sauberkeit bei der FIFA und skrupellosem Lobbyismus, der zu einem Netz an Korruption ausgewachsen ist. Aber die kleinen Staaten der Welt und ihre Fußballverbände haben andere Prioritäten. Für sie ist Sepp Blatter der ideale Chef. Er vertritt ihre Interessen nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass."

SERBIEN:

"Informer": "Blatter ist stärker als Amerika"

"Kurir": "Politikspiel: Sieg Russlands im Fußballkrieg"

"Danas": "Der Fußball-Diktator ist der Liebling der armen FIFA-Mitglieder und Russlands"