Der Spieler ist ein Paradefall für die Vielschichtigkeit im nationalen und internationalen Fußball. Auf Zlatko Junuzovic könnten rein theoretisch viele „ethnische“ Gruppen Anspruch erheben. Die Kärntner, die Steirer, vielleicht auch die Wiener, nun die Bremer – sie alle kommen aufgrund seiner Wanderschaft theoretisch dafür infrage. Doch der gebürtige Bosnier stellt klar: „Ich bin hier aufgewachsen und fühle mich hauptsächlich als Österreicher.“

Und als solcher ist der 27-Jährige längst unverzichtbares Mitglied der österreichischen Nationalmannschaft. Junuzovic hat großen Anteil am Aufschwung des Teams von Marcel Koller, das morgen auf Bosnien trifft. Das Spiel stellt für den technisch versierten Mittelfeldspieler aufgrund seiner Herkunft schon eine Besonderheit dar.

Allzu viel Bedeutung will der als Fünfjähriger mit den Eltern geflüchtete und bis zum 15. Lebensjahr mit einem bosnischen Pass ausgestattete „Sladdi“ diesem Umstand aber nicht beimessen. Er habe zu Bosnien eigentlich nur wenig Bezug, sagt der Deutschland-Legionär, der bei Werder Bremen zum international gestählten Profi reifte und eine Schlüsselrolle im Klub wie auch in Österreichs Team einnimmt.

Rückschläge verkraftet

Es war bemerkenswert, wie Junuzovic nach einem unglücklichen Jahr zurückkehrte und den kontinuierlichen Fortschritt auslebte. 2013 war er in Dublin gegen Irland als bester Mann auf dem Platz durch ein brutales Foul früh aus dem Spiel genommen worden (was Österreich wohl um den Sieg brachte) und wurde auch im Herbst der WM-Qualifikation in der rot-weiß-roten Auswahl wegen Verletzung schmerzlich vermisst.

Nun bildet er mit David Alaba und dem ebenfalls bemerkenswert konstant starken Julian Baumgartlinger ein spielerisch stabiles und sehr flexibles Zentrum im Nationalteam. Ständig werden die Positionen zwischen Abwehr und Angriff getauscht. „Jeder kann jede Position übernehmen, wir bewegen uns kreuz und quer“, so Junuzovic.
Teamchef Koller warnt indessen vor Bosnien und nannte vor allem Torjäger Edin Dzeko, der am Samstag beim 3:0 in Andorra alle drei Treffer erzielte. Es war aber erst der erste Bosnien-Sieg.

HUBERT GIGLER