Für den VfL Wolfsburg ist es gleich in doppelter Hinsicht das schwierigste Match des Jahres. Gegen Bayern München im Spitzenspiel zum Rückrundenauftakt der deutschen Fußball-Bundesliga wird der Tabellenzweite mit vielen Emotionen an den tragischen Unfalltod von Junior Malanda erinnert.

"Ich hoffe, dass wir dem auch gerecht werden können", sagte VfL-Coach Dieter Hecking angesichts der Brisanz vor dem Schlagerspiel am Freitag (20.30 Uhr/live ARD und Sky) gegen den Spitzenreiter. Hecking versuchte dies in Motivation umzuwandeln: "Junior würde sich freuen, wenn wir die Bayern schlagen."

Mit elf Punkten Vorsprung auf Wolfsburg steht Spitzenreiter FC Bayern aber vor einem frühen Meilenstein auf dem Weg zum 25. Titel. "Es hängt von uns ab. Wir wissen, wie wichtig die ersten zwei Spiele der Rückrunde sind. Wenn wir in der Lage sind, diese zu gewinnen, dann können wir einen großen Schritt in Richtung Titelverteidigung machen", sagte Bayern-Coach Josep Guardiola.

Doch angesichts der schrecklichen Ereignisse um Malanda am 10. Jänner, als der VfL-Mittelfeldspieler bei der Anreise zum Abflug ins Trainingslager nach Südafrika auf der Autobahn starb, rückte die sportliche Konstellation am Donnerstag noch einmal in den Hintergrund. Offenbar um den psychologischen Druck auf die VfL-Profis vor dem Spiel nicht zu groß werden zu lassen, verzichtet Wolfsburg bewusst auf eine Schweigeminute im herkömmlichen Sinne. Stattdessen wird im Stadion eine Minute lang geklatscht.

Bayern-Keeper Manuel Neuer erwartet angesichts von Trauerflor und einer emotionalen Choreografie der Wolfsburger Fans "eine komische Stimmung im Stadion". Eine Stimmung, die den VfL auch lähmen könnte. "Es wird vor dem Spiel noch mal Thema sein", sagte Jerome Boateng. "Dann geht es zum Fußball über, was gerade für die Wolfsburger Mannschaft nicht einfach sein wird."

Hecking widersprach jedoch: "Ich glaube nicht, dass der Fall sein wird. Wir haben viele Gespräche geführt. Seit dem schwierigen Tag der Vorbereitung hat die Mannschaft Fahrt aufgenommen." Münchens Sportvorstand Matthias Sammer glaubt ohnehin, dass die Wolfsburger ab der ersten Minute für Junior Malanda "fighten".

Die Liga dürfte sich im Falle eines VfL-Erfolges über einen Hauch mehr an Spannung in der Rückrunde freuen, auch wenn der Vorsprung der Münchner selbst im Falle einer Niederlage immer noch acht Punkte betragen würde. "Viele werden uns die Daumen drücken, dass wir doch mal gegen die Bayern gewinnen können", meinte Hecking und äußerte Zuversicht: "Wir sehen unsere Chance. Wenn wir alles abrufen sind wir ein Gegner, der ihnen alles abverlangen wird".

Zudem muss der in dieser Saison noch unbesiegte Tabellenführer auf Franck Ribery und Rafinha verzichten, deren Verletzungen Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer aber als "Kleinigkeit" bezeichnete. Hecking konnte über diese Nachricht nur schmunzeln: "Dann spielt wahrscheinlich halt ein Weltmeister." David Alaba wird bei den Münchnern zunächst wohl nur auf der Bank sitzen.

Trotz der Verletzungen klangen die Worte aus München schon wieder wie eine Drohung für die Liga. "Wir haben eine sehr gute Vorrunde gespielt, aber noch nichts gewonnen. Wir wollen unser Spiel noch ein Stück weit mehr verbessern", meinte Bastian Schweinsteiger, dessen Team auch Rekorde jagt: 29 Saisonsiege oder die bisherige Bestmarke von 49 Rückrundenpunkten gilt es etwa zu schlagen. Auch elf Punkte Vorsprung sind der größte Vorsprung eines Teams nach einer Hinserie. Hoffnung für die Liga gibt es dennoch: Andererseits sind elf Punkte nämlich zugleich auch der größte Abstand, der von einem Team jemals aufgeholt wurde: Vom VfL Wolfsburg in der Meistersaison 2008/2009.