Mit diesem Paukenschlag überstrahlte der adrette Portugiese die erste Wahlkampf-Pressekonferenz der Niederländers Michael van Praag. Der Oranje-Boss überraschte dabei mit einer Aussage, die wenig nach dem versprochenen Aufbruch aus dem FIFA-Sumpf klingt. Amtsinhaber Blatter sollte unter van Praag FIFA-Berater bleiben - dieser verzichtete aber erwartungsgemäß auf solch einen Deal.

Zudem meinte der "Oranje", nichts gegen Blatter zu haben. "Tatsächlich schätze ich ihn ziemlich als Person. Aber wenn jemand eine Organisation für so lange anführt und die Personifizierung ihres schlechten Images ist, kann nicht länger das Gesicht der Modernisierung einer neuen FIFA sein. Das ist unmöglich." Van Praag betonte, die Präsidentschaft nur für vier Jahre ausüben zu wollen. Die ihn unterstützenden Landesverbände seien Belgien, Schweden, Schottland, Rumänien, Färöer und die Niederlande.

Figo begründete seinen durchaus überraschenden Schritt beim US-Sender CNN: "Wenn man nach der FIFA im Internet sucht, ist das erste Wort, das erscheint: Skandal - keine positiven Wörter. Das ist es, was wir als Erstes ändern müssen, um das Image der FIFA zu verbessern. Der Fußball verdient Besseres." Der Welt-Fußballer 2001 bestritt 127 Länderspiele, im Clubtrikot war er u.a. für Real Madrid, FC Barcelona und Inter Mailand aktiv. 2009 beendete er die Karriere.

Für seine Kandidatur muss Figo nachweisen, dass er in den vergangenen fünf Jahren mindestens zwei Jahre eine aktive Rolle im Fußball gespielt hat. Die FIFA-Kommission für Audit und Compliance muss bewerten, ob Figos vorwiegend kommerziell motivierten Auftritte der jüngeren Vergangenheit - beispielsweise als Repräsentant eines UEFA-Sponsors und eines Wettanbieters aus Asien - als Fußball-Engagement gewertet werden können. Sonst wäre eine Kandidatur schon früh gescheitert.

Als starker europäischer Kandidat hätte der charismatische Figo durch seinen guten Namen am ehesten Chancen, Blatter sicher geglaubte Stimmen aus Afrika oder Asien zu entreißen. Die notwendige Unterstützung von fünf nationalen Verbänden habe Figo laut eigenen Angaben. "Ich habe gesehen, dass sich das Bild der FIFA verschlechtert und in meinen Gesprächen mit vielen Menschen im Fußball - Spielern, Managern und Verbandspräsidenten - haben diese mir gesagt, dass etwas getan werden muss."

Zur Figo-Bewerbung wollte sich van Praag nicht äußern, da er den Portugiesen nicht persönlich kenne. Er sehe sich nicht explizit als europäischer Kandidat, auch habe er keinen Kontakt zu UEFA-Chef Michel Platini gehabt, der selbst nicht gegen Blatter antreten will. Ähnlich wie Blatter betonte van Praag, er wolle den Verteilungsschlüssel für WM-Startplätze modifizieren - zulasten der bisher 13 europäischen Teilnehmer.

Abzuwarten bleibt, wie sich Blatter gegen die diversen Kontrahenten positionieren wird - bei seinen vier bisherigen Wahlkämpfen hatte er es mit maximal je einem Gegner zu tun. Mitbewerber Jerome Champagne hatte wenige Stunden zuvor vor einem "Krieg zwischen FIFA und UEFA" gewarnt und beklagt, dass er mit seinen programmatischen Ideen im Machtgeflecht der internationalen Verbände chancenlos sei.

Vor Figo hatten Blatter, FIFA-Vize Prinz Ali bin al-Hussein aus Jordanien, Champagne, van Praag und Ex-Nationalspieler David Ginola aus Frankreich ihre Bewerbung für die Wahl beim FIFA-Kongress am 29. Mai angemeldet. Der Ex-Präsident des chilenischen Fußball-Verbandes, Harold Mayne-Nicholls entschloss sich hingegen nach längerem Zuwarten gegen eine Kandidatur.