Das Wiener Fernduell um die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga hat mit Red Bull Salzburg als Sieger geendet. Rapid daheim gegen Wiener Neustadt und die Austria auswärts gegen Sturm Graz kamen am Sonntag nicht über ein 1:1 hinaus, weshalb der Titelverteidiger mit einem Punkt Vorsprung auf die Rivalen aus der Bundeshauptstadt in die zweiwöchige Länderspielpause geht.

Während die Austria nach dem Remis in der Steiermark über den Schweizer Schiedsrichter Alain Bieri schwer verärgert war, haderte Rapid-Trainer Peter Schöttel nach dem überraschenden Punkteverlust gegen den Abstiegskandidaten ausschließlich mit der Leistung der eigenen Mannschaft. "Wir waren nicht gut und wissen, dass wir besser spielen können", meinte der 45-Jährige.

Das Europa-League-Match drei Tage zuvor bei Metalist Charkiw wollte Schöttel nicht als Ausrede für die enttäuschende Darbietung verwenden, schließlich zeigten die Rapidler keine physischen Verschleißerscheinungen, wurden gegen Ende immer druckvoller und erzielten knapp vor Schluss noch den Ausgleich. "Das ist keine körperliche Geschichte. Da geht es ums Umschalten im Kopf. Man muss wieder bereit sein, gegen einen hoch motivierten Gegner anzutreten."

Schöttel hatte im Vergleich zum Charkiw-Match drei Änderungen vorgenommen und Terrence Boyd, Harald Pichler sowie Thomas Schrammel in die Anfangself beordert. Vor allem Letzterer machte gegen Wiener Neustadt keine glückliche Figur und musste sich deshalb während des Spiels Unmutsäußerungen von Teilen des Publikums anhören. "Ich finde es schade, dass manche so wenig Geduld haben. Die Fans hinter den Toren haben uns großartig unterstützt, aber von der Seite sind Spieler ausgepfiffen worden", kritisierte Schöttel.

Dass der Kader möglicherweise doch nicht wirklich ausgeglichen ist und die Rotationen am Sonntag die Qualität der Startformation senkten, stellte der Coach in Abrede. "Ich will nicht sagen, dass die Änderungen schuld an unserer schlechten Leistung waren. Jeder hätte gegen Wiener Neustadt besser spielen können."

Markus Katzer für Schrammel zu bringen, war am Sonntag ohnehin keine Option - der Stamm-Linksverteidiger nahm zwar zunächst auf der Bank Platz, fuhr aber in der Pause ins Krankenhaus zu seiner Frau, die kurz vor der Entbindung war.

Für Katzer und die meisten seiner Clubkollegen steht nun eine zweiwöchige Matchpause an, vor der Schöttel zufrieden Bilanz zog. "Wir sind noch in der Europa League und nur einen Punkt hinter dem Tabellenführer." Nach den Nationalteam-Intermezzo geht es für Rapid dann Schlag auf Schlag: Zwischen dem 21. Oktober und dem 8. November stehen unter anderem die Partien gegen die Austria, Salzburg und Sturm Graz sowie die Europa-League-Duelle mit Bayer Leverkusen auf dem Programm.

Beim Auswärtsspiel gegen Leverkusen überlegt Schöttel, mit einer Europacup-Tradition Rapids zu brechen und erst am Tag nach dem Match heimzureisen, damit die Spieler besser regenerieren können. "Wir denken darüber nach, Entscheidung ist aber noch keine gefallen", sagte der Wiener. Die Fakten würden für einen längeren Auslandsaufenthalt der Grün-Weißen sprechen: Auf die drei bisherigen internationalen Auswärtsspiele folgten zwei Niederlagen (0:3 gegen die Austria, 0:1 gegen den WAC) und nun das Remis gegen den krassen Außenseiter Wiener Neustadt.

Die Austria war stinksauer auf Schiri Bieri. Der Schweizer gestand nach Schlusspfiff, dass der Elferpfiff beim Zweikampf zwischen Markus Suttner und Andreas Hölzl eine Fehlentscheidung war. Zur Aberkennung des im Finish erzielten Tores von Lukas Rotpuller wegen eines Fouls stand Bieri hingegen auch nach dem Videostudium.

"Referee stahl uns den Sieg", lautete sogar die Schlagzeile auf der Austria-Club-Homepage. Trainer Peter Stöger hatte seine Emotionen besser im Griff, auch wenn er innerlich kochte. "Schade, wir hätten die drei Punkte verdient gehabt. Ich bemühe mich, ruhig zu bleiben, denn es bringt ja eh nichts", meinte Stöger.

Kapitän Manuel Ortlechner sah diesmal "Leidenschaft pur" von der Austria: "Dass der Schiedsrichter selbstkritisch ist, davon haben wir leider nichts. Aber wir haben eine tolle Leistung abgeliefert." Sturm verpasste zwar den Anschluss ans Top-Trio, durfte aber mit dem 1:1 sehr zufrieden sein. "Die Austria ist einfach bärenstark", gestand Coach Peter Hyballa, der ÖFB-Teamgoalie Christian Gratzei überraschend auf die Ersatzbank setzte. Die neue Nummer eins Johannes Focher zählte bei seinem Liga-Debüt gleich zu den besten Akteuren in der UPC Arena.