Der Startschuss für Europas Rennen um die WM-Plätze für Brasilien 2014 fällt in Moskau. Mit dem Anpfiff von Russland gegen Nordirland steht am Freitagabend auch Fabio Capello im Mittelpunkt. Der fürstlich entlohnte Italiener hat nach dem enttäuschenden EM-Aus im Sommer die Geschicke der "Sbornaja" übernommen. Capello ist aber nicht der einzige Teamchef, der bei einer Fußball-Großmacht vor einer neuen Aufgabe steht. Didier Deschamps muss mit Frankreich in einer Gruppe mit Welt- und Europameister Spanien bestehen. Louis van Gaal muss mit den bei der EM gänzlich enttäuschenden Niederlanden einen Neuanfang wagen. 53 Auswahlen der UEFA spielen um 13 Startplätze für Brasilien. Das WM-Ticket fix buchen die neun Gruppensieger, die acht Gruppenzweiten spielen im Play-off um vier weitere Plätze.

In Frankreich setzte bereits nach der Auslosung Katzenjammer ein. Die direkte Qualifikation dürfte für die "Bleus" gegen den regierenden Titelträger und Nachbarn Spanien schwer werden. "Wir wollen die Gruppe gewinnen. Aber es hilft nichts, über Spanien zu sprechen. Zuerst müssen wir die ersten beiden Tests bestehen", sagte Deschamps vor dem Auftakt. Am Freitag wartet in Gruppe I in Helsinki Finnland, ehe es am Dienstag gegen Weißrussland weiter geht. Dabei soll die Basis für die vermeintlichen "Endspiele" gegen Spanien gelegt werden. "In einer Fünfer-Gruppe kannst du es dir nicht erlauben, Punkte zu verlieren", kommentierte der Nachfolger von Laurent Blanc die Hoffnung auf einen perfekten Start. Der Weltmeister hat zum Auftakt noch spielfrei. Erst am Dienstag startet Spanien in Tiflis gegen Georgien in die WM-Qualifikation.

Unter großem Druck steht gleich zu Beginn Louis van Gaal. Mit der Türkei gastiert am Freitag der vermeintlich stärkste Gegner in Gruppe D in Amsterdam. Es droht die fünfte Schlappe in Serie und damit ein Negativrekord in der Geschichte der "Elftal", beim Debüt von Van Gaal waren die Niederländer Nachbar Belgien im Prestigeduell 2:4 unterlegen. Für Unruhe im niederländischen Teamcamp sorgten wieder einmal Personaldiskussionen. Das Fehlen namhafter Profis wie Rafael van der Vaart (HSV), Ibrahim Afellay (Schalke), Gregory van der Wiel (Paris St. Germain) und Nigel de Jong (AC Milan) sorgte ebenso für Aufregung in der heimischen Presse wie Van Gaals Ankündigung, Klaas-Jan Huntelaar für Robin van Persie stürmen zu lassen. "Das kann sich schon nach einem Spiel ändern. Das Team ist wichtiger, als wer unser Stürmer ist", meinte der streitbare Van Gaal zu seiner Entscheidung.

Ein Niederlage gegen die Türkei wäre beinahe historisch, sind die Niederländer doch in 22 Spielen der WM-Qualifikation ungeschlagen. Bei der letzten Niederlage im Jahr 2001 gegen Irland hieß der Trainer aber auch Van Gaal. Damals verpassten die Oranjes zum bisher einzigen Mal eine WM-Teilnahme. Dritter im Bund der Hoffnungsträger ist Capello. Der Frust über das frühe EM-Aus Russlands und Querelen im Verband machen es dem 66-jährigen Nachfolger von Dick Advocaat nicht leicht. Vom Italiener wird nicht nur die Qualifikation für die WM in Brasilien erwartet: Mit Blick auf die Titelkämpfe 2018 in Russland soll er für eine Verjüngung der Mannschaft sorgen. Wohl auch deshalb steht Superstar Andrej Arschawin (Arsenal) erstmals seit 2008 nicht im Kader. Damit will Capello dazu beitragen, dass die vielen Einzelkönner teamfähiger werden.

13 mögliche Nachfolger für Advocaat, der zur PSV Eindhoven wechselte, nannte der Verband, bevor er sich wenige Tage später auf "Wunschkandidat" Capello festlegte. Der Coach kassiert angeblich mindestens sechs Millionen Euro Jahresgehalt. Doch zunächst muss Capello Kritiker überzeugen, die einen heimischen Coach bevorzugt hatten. Der Italiener im Pensionsalter sei nicht der richtige Mann für einen Neuaufbau, hatten Funktionäre geätzt. Härtester Gegner Russlands im WM-Rennen ist Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo. Der iberische EM-Halbfinalist bestreitet seinen Quali-Auftakt in Luxemburg.