Die Marschrichtung ist klar: Am Samstag (16 Uhr) im Finale gegen Mexiko soll im dritten Anlauf das erste Gold in der Geschichte des brasilianischen Fußballs her. Zwei Jahre später ist der WM-Titel im eigenen Land sowieso Pflicht. Und 2016, wenn in Rio de Janeiro die Spiele der dann bereits XXXI. Olympiade über die Bühne gehen, wollen die Protagonisten der "Selecao" als gefeierte Helden auf der Heimat-Bühne zaubern.

Die erste Geige

2016 - da ist Neymar da Silva Santos Junior, kurz Neymar, 24 Jahre alt. Und wenn er nicht von einem herabsausenden Kometen erschlagen wird oder sich bei einem "Jux-Kickerl" mit Freunden sämtliche Knochen in beiden Beinen bricht, dann wird der 1,74-m-kleine Stürmer-Floh die umjubelte erste Geige bei den Südamerikanern spielen.

Das macht der eitle Geck, der zwar bis 2014 beim FC Santos verlängert hat, dessen Wechsel nach Europa (aller Wahrscheinlichkeit nach zum großen FC Barcelona) aber wohl nur noch eine Frage von Wochen ist, aber eigentlich schon am Samstag. Selbstbewusst übernahm er trotz seiner erst 20 Jahre die Regie im Nationalteam und führte dieses in das Endspiel. Allerdings hat er sich seine weiße Weste im Land des Fußballs angepatzt. . .

Denn im Spiel gegen Honduras, in dem sich Brasiliens vermeintliche Favoriten zu einem knappen 3:2-Viertelfinal-Erfolg mühten, trat sich Neymar den Unmut der englischen Fans ein. Seine offensichtliche Schwalbe bei einem Foul von Wilmer Crisanto führte dazu, dass der Honduraner mit der "Ampelkarte" vorzeitig zum Duschen geschickt wurde und die Mittelamerikaner dadurch entscheidend geschwächt wurden.

Gellendes Pfeifkonzert

Die Folge: Das Jahrhunderttalent, das in London den "Goldjungen-Status" erlangen will, wurde seitdem bei jeder Ballberührung mit einem gellenden Pfeifkonzert zugedeckt. Denn in den Augen der Briten, die sich als Erfinder des Fair Play sehen, ist Neymar ein Betrüger. Ein Vorwurf, der den Ball-Zauberer sichtlich kalt lässt. Und ihn wohl auch kalt lassen muss. Denn ist erst einmal der Wechsel nach Europa vollzogen, wird dem Südamerikaner von den Tribünen her ein anderer Wind entgegenwehen. Das weiß auch Brasiliens Teamchef Mano Menezes. "Kultur und Werte sind in Europa anders. Daran muss und daran wird er sich auch gewöhnen."