Noch bevor die in Polen und der Ukraine stattfindende Fußball-EM (8. Juni bis 1. Juli) begonnen hat, wird schon über den nächsten Europameister spekuliert. Mit 25,8 Prozent Wahrscheinlichkeit heißt der Champion erneut Spanien, teilten Wissenschafter des Instituts für Statistik an der Universität Innsbruck und der Wirtschaftsuniversität Wien ihr auf Buchmacherquoten basierendes Modellergebnis am Freitag mit. Der Finalgegner sei demnach Deutschland.

Das sogenannte Buchmacher-Konsensus-Modell sei bereits bei den vergangenen Fußball-Großereignissen eingesetzt worden und habe 2008 das EURO-Finale und 2010 den Weltmeister Spanien richtig vorhergesagt. Das Wissenschafterteam greife darin auf die Quoten von 23 Online-Wettanbietern (Buchmachern, Anm.) zurück, die kombiniert mit komplexen statistischen Rechenmodellen eine Simulation aller möglichen Spielvarianten und Ergebnisse zulasse. Nach Spanien habe Deutschland mit 22,2 Prozent eine Chance auf den Europameistertitel, dahinter reihten sich die Niederländer mit 11,3 Prozent, womit sie die wahrscheinlichsten Kandidaten für den dritten Platz seien. Der letzte Semifinalist würde der Berechnung zufolge England mit acht Prozent heißen.

"Da die Quoten so definiert werden, dass sie einerseits den tatsächlichen Ergebnissen möglichst nahe kommen und andererseits auch dem Buchmacher seinen Gewinn sichern, sind sie eine hervorragende Basis", erklärte Achim Zeileis vom Innsbrucker Statistikinstitut die Basis des entworfenen Modells. "Allerdings müssen diese Quoten zunächst um die Aufschläge der Buchmacher bereinigt werden. Dann können wir daraus Wahrscheinlichkeiten ableiten", führte der Wissenschafter aus. In einem weiteren Schritt würden die Gewinnwahrscheinlichkeiten der gegeneinander antretenden Teams ermittelt.

Kombiniert mit den Buchmachererwartungen könnten die paarweisen Gewinnchancen in ein Rechenmodell einfließen, mit dessen Hilfe jede mögliche Spielvariante am Computer simuliert werden könne. "Unser Modell hat im Vergleich zu allen anderen den Vorteil, dass es sowohl Gewinn- als auch 'Überlebenschancen' für die einzelnen Mannschaften liefert", erläuterte Zeileis. "Von einer 100 Prozent sicheren Prognose sind wir aber weit entfernt", ergänzte der Statistiker. Somit bleibe es also doch spannend bis zum Finale am 1. Juli in Kiew.